von Malte Kuhn
Die Klimakonferenzen der UN kann man sich wie ein Schiff vorstellen: Kein kleines Boot, eher ein großer Tanker, der gemütlich tuckernd über die Meere fährt. Mal legt er für zwei Wochen in Rio, mal in Paris an. Dort bekommt er seine neuen Koordinaten, wo die weitere Reise hingeht und was auf dem Weg dahin passieren soll. Diese Fahrpläne nennen sich “Bali Roadmap”, “Marrakesh Accords” oder eben “Pariser Klimaschutzabkommen”.
Ein schmutziges Geheimnis
Schon vor einiger Zeit schlugen aber die Klimaschützer Alarm: Achtung, blinder Passagier an Bord! Er hat sich ganz unten, gewissermaßen im Maschinenraum der Weltwirtschaft versteckt und weigert sich beharrlich, seinen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.
Der Trittbrettfahrer ist kein kleiner Fisch, sondern eine globale Branche, die im Jahr mehr Emissionen verursacht, als die gesamte Bundesrepublik Deutschland. Es geht um die Reeder, also die globale Schifffahrt-Industrie. Jährlich kommt sie auf eine Milliarde Tonnen CO2, und pustet gleichzeitig auch noch 20 Millionen Tonnen Schwefeloxid in unsere Luft.
Von der Politik hatten die Reeder lange Zeit nichts zu befürchten. Die International Maritime Organisation (IMO), eine UN-Unterorganisation die der weltweiten Schifffahrt Regeln geben soll, beschäftigte sich lieber mit anderen Themen. Private Verantwortung der Reeder war außerdem in Zeiten harter Preiskämpfe und Überkapazitäten ein Luxus, den sich kaum jemand erlaubte.
Über Jahrzehnte wurde die Schifffahrt in den Klimaverhandlungen daher nicht thematisiert und auch im Pariser Klimaabkommen ausgeklammert. Ihre Emissionen waren also ein offenes, schmutziges Geheimnis. Jeder an Bord wusste es, nichts ist geschehen.
Frischer Wind, neue Pflichten
Doch die Zeiten ändern sich, und frischer Wind dringt inzwischen bis in die Vorstandsetagen der großen Schifffahrt-Konzerne. Nach zähen Verhandlungen kam es nun zu einer Einigung: Alle Mitglieder der IMO verpflichten sich, bis 2050 nur noch halb so viel CO2 auszustoßen wie 2008. Es ist vor allem ein Erfolg kleiner Inselstaaten, die in den Verhandlungen mit Nachdruck auf eine Lösung bestanden, die mit dem Pariser Klimaabkommen vereinbar ist.
Das Beispiel zeigt: Das Klimaabkommen ist gerade für die ambitionierten und besonders vom Klimawandel betroffenen Länder ein wertvolles Werkzeug. Sie können auf die bereits vereinbarte globale Verpflichtung hinweisen, den Planeten für zukünftige Generationen zu erhalten und die Erderwärmung nicht aus dem Ruder laufen zu lassen. Es ist Ansporn und Verpflichtung zugleich.
Aber wie sieht der Beitrag der Schiff-Eigentümer konkret aus? In Zukunft sollen Schiffe durch innovative Antriebe, neue Treibstoffe und mehr Ingenieurskunst nach und nach zu einer sauberen Transportmöglichkeit werden. Bis das geschieht und die Technik die Lösungen anbietet, die so dringend gebraucht werden, wird daher die Geschwindigkeit, mit der die Schiffe unterwegs sind gedrosselt. Teilweise um 50%, das sorgt für weniger Dreck und spart gleichzeitig Treibstoffkosten.
Das alles mag zwar nur ein erster Schritt sein. Doch das Pariser Klimaabkommen hat seine Muskeln spielen lassen,kann einen ersten großen Erfolg verbuchen und hat gezeigt: Keine Branche kann sich mehr verstecken. Das sollte uns Mut machen.
Malte ist seit der Gründung der Klimadelegation im Jahr 2012 mit dabei. Er interessiert sich neben der Klimafinanzierung vor allem für die Regeln, nach denen das Pariser Klimaabkommen zukünftig funktionieren soll.
Eine Antwort
Zwen
Eine Bootsfahrt, die ist lustig, eine Bootsfahrt die ist toll!