Fakt ist: Klimawandel bedeutet nicht einfach nur erhöhte CO2-Emissionen und schmelzende Gletscher. Der Wandel unseres Lebensraums wird alle unsere Lebensbereiche betreffen und beeinflusst auch unsere sozialen Strukturen. Bei diesem Wandel darf niemand außen vor gelassen werden. Aber das Wissen und die Anliegen von Frauen werden auch hier bei den Klimaverhandlungen viel zu wenig einbezogen. Die strukturelle Benachteilung von Frauen setzt sich in den Konferenzräumen fort.
Hier auf der Klimakonferenz kommen Frauen aller Kontinente und mit den verschiedensten Interessen und Forderungen zusammen, um gemeinsam der Meinung der Frauen die Bedeutung einzuräumen, die ihr zusteht – gleichrangig in den Verhandlungen neben der Meinung der Männer.
Dazu sprachen gestern beim Young Feminist Day junge Frauen aus aller Welt von ihren Erfahrungen und ihrer Motivation, die Stärke der Frauen beim Kampf gegen den Klimawandel voranzutreiben. Frauen sind nicht schwach und hilfsbedürftig. Es geht darum das Potential der Frauen — ihr Wissen, ihre Erfahrungen und ihre Ideen — wirklich anzuerkennen und in den politischen Prozess gleichberechtigt einzubringen.
Reem aus Bahrain hat genug davon, bevormundet und belächelt zu werden, sie nimmt ihre Sache selbst in die Hand. Vor zwei Jahren, bei der Klimakonferenz in Warschau, platzte ihr bei einem Gespräch mit der Arabischen Liga der Kragen. Die Delegierten nahmen ihre Forderung nach aktivem Klimaschutz unübersehbar nicht ernst, da sie der Meinung einer jungen Frau einfach keine Bedeutung zumaßen. Sie wollten nicht wahrhaben, dass junge Frauen hier wirklich für eine Veränderung kämpfen und dafür hart arbeiten. Die Sturmrede, die Reem aus diesem Anlass hielt, machte bald die Runde. Menschen, die mit so viel Mut und Überzeugung auf der Klimakonferenz auftreten, braucht es öfter.
Folgende Botschaft will Reem euch allen mitgeben: Wenn ihr eine Veränderung wollt, dann fangt selber an, daran zu arbeiten – andere werden euch folgen und auch aufstehen, wenn sie die Wirkung eures Engagements erkennen.
Und ganz wichtig: Wir müssen den Kampf gegen den Klimawandel gemeinsam angehen. Das heißt, wir, aus dem entwickelten Norden, müssen uns darum bemühen, uns mit jungen Leuten aus dem Globalen Süden zu verknüpfen und ihren Meinungen Gehör zu verschaffen. Allzu oft leben wir in einer Blase und nehmen nur das auf, was uns nahe steht und unmittelbar betrifft. Nur auf Reisen schauen wir mal kurz über unseren Tellerrand hinaus. Aber um das globale Problem des Klimawandels wirklich erfolgreich anzugehen, müssen wir uns alle vereinen. Wir müssen uns auf der ganzen Welt miteinandern verbinden und dürfen dabei niemanden ausschließen — erst recht nicht die Hälfte der Weltbevölkerung: Die Frauen.
Text: Dorothea Epperlein
Bilder: Dorothea Epperlein, Lindsay Hughes, Anna Braam