Das kann man belustigt abtun, die unwissenschaftlichen Zweifler haben aber leider eine erstaunlich große Lobby – und werden im mehrstelligen Milliarden Bereich unterstützt. Die meisten Klimaskeptiker handeln aufgrund von materiellen Interessen, besonders Öl‑,Gas- und andere Energiekonzern profitieren offensichtlich davon, Zweifel am Klimawandel zu säen. Die Skepsis nur auf wirtschaftliche Belange zu reduzieren greift aber zu kurz. Als ich aus Warschau wiederkam, meinte auch mein Vermieter mir „eine neue Perspektive“ geben zu müssen, schließlich hätte es ja schon immer Kalt- und Warmphasen gegeben. Es sind also nicht nur große Akteure, Lobbyisten in grauen Anzügen, die die Klimakrise hinterfragen. Auch so mancher Bürger zweifelt. Klimawandel zu akzeptieren heißt einzusehen, dass die Generationen unserer Eltern und Großeltern eine große Verantwortung tragen und es heißt auch, sein eigenes Handeln zu hinterfragen. Wer den Klimawandel leugnet, kann festhalten an einer Weltanschauung, die von persönlichem Einfluss entbindet.
Im ersten Moment war ich sprachlos, als mein Vermieter mir dieses klassische Argument an den Kopf warf. Meine Überraschung und Wut über die Absurdität der scheinbaren Begründung nahm mir die Sprache. Ich möchte aber nicht länger sprachlos sein, sondern direkt dagegen halten können.
Eine Liste von gewöhnlichen Argumenten der Skeptiker und wissenschaftlichen Gegenargumenten:
Kalt- und Warmphasen habe es doch schon immer gegeben (s.o.)
→ Es ist richtig, dass die Erde bereits einige Eiszeiten und Hitzeperioden erlebt hat. Der IPCC Bericht macht aber auch deutlich, dass die Konzentration von Treibhausgasen in der Atmosphäre so hoch ist, wie schon seit mindesten 800.000 Jahren nicht mehr und dass die CO2 Konzentration verglichen mit vor-industriellen Zeiten um mehr als 40% angestiegen ist — und das primär durch Emissionen von der Verbrennung fossiler Energieträger.
die Sonnenaktivität ist der größte Faktor, der unsere Temperatur bestimmt
→ Tatsächlich schwankt die Aktivität der Sonne, der Einfluss der Treibhausgase auf die globale Temperaturentwicklung ist aber um ein 10-faches größer als die Schwankungen der Sonnenaktivität.
In den zehn Jahren zwischen 1998 und 2008 stagnierte die globale Temperatur
→ Betrachtet man diese zehnjährige Phase abgekoppelt von der Temperaturentwicklung vor 1998 und nach 2008, so ist der Anstieg minimal. Dies liegt an verschiedenen Faktoren, u.a.
- 1998, das aufgrund des Rekord-El-Niño eine ungewöhnlich hohe globale Temperatur aufweist, wird in die Ausgleichsgerade mit ein kalkuliert, sodass zwischen dem Extremjahr 1998 und 2008 kein Anstieg sichtbar wird.
- Die Erwärmung der Luft verlagert sich auf die Erwärmung der Ozeane, die laut IPCC Bericht etwa 90% der zwischen 1971 und 2010 akkumulierten Energie aufgenommen haben.
- La-Niña ist quasi das Gegenereignis zum El-Niño und tritt häufig in Anschluss an den El-Niño auf. Wegen des hohen Luftdruckunterschieds zwischen Südamerika und Indonesien kühlt sich die Wasseroberfläche im Ostpazifik stark ab, sodass es auch global zu einer verringerten Lufttemperatur kommt.
Wenn man außerdem die gesamte Zeit seit Beginn der Aufzeichnungen 1850 beobachtet (was für eine fundierte Aussage auch von Nöten ist), so ist nicht nur ein eindeutiger Temperaturanstieg zu verzeichnen. Die zehn wärmsten Jahre seit 1850 liegen in dem Zeitraum nach 1998.
In den Jahren 2006 und 2007 ist der Meeresspiegel nicht gestiegen, sondern sogar leicht gesunken.
→ Für die beiden Jahre ist die Aussage zwar korrekt, insgesamt aber steigt der Meeresspiegel sogar schneller an, als von dem IPCC hervor gesagt.
Extremwetterereignisse, wie Stürme, Starkregen, Überflutungen, etc. haben in der gesamten Menschheitsgeschichte Schaden angerichtet.
→ Erstens muss eine Unterscheidung zwischen Klima und Wetter getroffen werden. Kein Extremwetterereignis kann eindeutig dem Klimawandel zugeordnet werden. Zweitens nehmen eindeutig Intensität und Häufigkeit, Dauer und räumliche Ausdehnung dieser Ereignisse zu.
Besonders kalte Winter, wie beispielsweise 2011/12, zeigen, dass es nicht wärmer wird.
→ Extreme Kälteereignisse sind nicht als Gegenargument zu werten, sondern sind im Gegenteil durch Klimawandel bedingt: Eine Erwärmung des Klimas führt dazu, dass die Dicke der Eisdecke in der Arktis abnimmt und somit tiefe Luftschichten stärker aufgeheizt werden. Diese Störung der Luftströmung verursacht dann besonders kühle Perioden in einigen Teilen Europas.
Und jetzt soll mir noch einmal jemand erzählen wollen, Klimawandel fände nicht statt. Den argumentiere ich in Grund und Boden.
Text: Lara Möllney
Quelle: IPCC 5th Assessment Report, Summary for Policy Makers
Bilder:
climate graffiti — kingscrosstimes.blogspot.de/2011/06/debating-with-climate-change-sceptics.html
climate sceptics cartoon — www.coloradoindependent.com/66695/new-wave-of-climate-change-skeptics-in-congress-lacks-support-from-young-voters