von Lukas Kiefer
1,5°C maximale Erderwärmung, auf dieses Ziel haben sich die Länder auf dem 21. Weltklimagipfel in Paris geeinigt. Auf der diesjährigen Klimakonferenz soll nun ein Regelbuch dazu verabschiedet werden, was genau die Länder tun müssen. So sollen die Ambitionen der Länder gesteigert und Versprechen endlich in die Tat umgesetzt werden. Genau zu diesem Thema wurde im Oktober ein Sonderreport des IPCC veröffentlicht. Aber fangen wir mit den Grundlagen an.
Was ist das IPCC?
Der Weltklimarat, IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change), hat die Aufgabe, den aktuellen Stand der Wissenschaft im Bereich des Klimawandels für die politischen Entscheidungsträger aufzubereiten. Dies soll eine Basis für die Diskussionen auf politischer Ebene bilden. Der Weltklimarat existiert seit 1988 und veröffentlicht unter anderem Sachstandsberichte und Sonderberichte. In den Sachstandsberichten geht es um den aktuellen Stand der Wissenschaft im Allgemeinen. In den Sonderberichten liegt der Fokus auf einem bestimmten Thema.
Der Sonderbericht SR1.5 wurde im Oktober 2018 veröffentlicht und behandelt das Ziel, die Klimaerwärmung auf 1,5°C zu begrenzen. Dabei wird die Machbarkeit, Umsetzung und die Dringlichkeit einer Begrenzung auf 1,5°C beschrieben.
Aktueller Stand der Dinge
Um das Ergebnis direkt vorwegzunehmen: Es ist immer noch möglich, die Klimaerwärmung auf 1,5°C zu begrenzen. Ob das allerdings auch geschafft wird – wir werden sehen! Selbst eine Erwärmung um “nur” 1,5°C wird sehr große Auswirkungen haben. In dem Bericht wird sehr deutlich auf die Unterschiede eingegangen, die sich zwischen einer Erwärmung um 1,5°C und 2°C ergeben – schlimm wird es, ehrlich gesagt, aber in jedem Fall.
Quelle: http://wwf.panda.org/our_work/climate_and_energy/ipcc152/
Der WWF (World Wide Fund for Nature) hat in einer Grafik zusammengefasst, was passiert, wenn die Erde sich um 1,5°C erwärmt – außerdem sind deutliche Unterschiede zu der 2°C‑Marke zu erkennen und deprimieren ein wenig. Bei einer Erwärmung um 1,5°C werden 9% der Weltbevölkerung (700 Millionen Menschen) mindestens alle 20 Jahre von einer extremen Hitzewelle betroffen sein. Bei einer Erwärmung um 2°C sind das sogar 28% (2 Milliarden Menschen). Und auch die Schönheit der Unterwasserwelt wird unter der Erderwärmung leiden. Ungefähr 70% der Korallenriffe sterben bei einer Erwärmung um 1,5°C bis 2100 ab. Bei 2°C werden wir im Jahr 2100 keine Korallenriffe mehr beobachten können. Und ganz egal, um wieviel Grad sich die Erde erwärmt — die landwirtschaftlichen Erträge in tropischen Regionen werden sinken.
Es wird sehr deutlich, dass es allerhöchste Zeit ist, radikale Maßnahmen durchzusetzen. Egal um wieviel Grad die Temperatur steigt, es wird zu schlimmen Ereignissen führen. Darunter zum Beispiel Dürren, Überschwemmungen, Waldbrände, Wasserknappheit – Das Leben der Menschen ist sehr stark und direkt betroffen.
Um dem entgegenzuwirken fordert der IPCC Special Report Maßnahmen wie beispielsweise eine Stromversorgung aus Erneuerbaren Energien von 70–80% im Jahr 2050. Außerdem sollte die Kohleverstromung in den nächsten Jahren immer weiter reduziert werden – auf geht’s, Deutschland! – und bis 2050 auf Null gesenkt werden. Das sind die großen politischen Themen, die angegangen werden müssen.
Viel mehr noch kann von uns Menschen direkt getan werden. Durch das Konsumverhalten im Globalen Norden, d.h. den reichen Industriestaaten wie Deutschland, steigen die Emissionen weltweit, mal ganz abgesehen von menschenverachtenden Verhältnissen zum Beispiel in Produktionsstätten. Auch die Ernährung, Fleisch als Massenprodukt, und die Verschwendung von tierischen Lebensmitteln tragen stark zur Klimaerwärmung bei und müssen von jedem einzelnen angegangen werden. Jeder kleine Schritt ist in der großen Masse ein guter Schritt!
Wir müssen etwas tun!
Es ist enorm wichtig, dass es einen solchen Sonderbericht gibt. Er zeigt, neben möglichen Folgen auch Lösungsvorschläge auf. Dies merkt man auch auf der 24. Klimakonferenz in Katowice. Es wird viel über den Bericht gesprochen. Viele Länder beziehen sich auf den Bericht, um ihre Meinung zu verstärken. Es besteht der Eindruck, dass sich der Dialog verändert hat. Wo im letzten Jahr in Bonn fast ausschließlich noch von der Erreichung des 2‑Grad Ziels die Sprache war, ist nun “1,5” in aller Munde. Zu einer wirklichen Veränderung hat er jedoch leider noch nicht geführt — konsequente Handlungen müssen folgen.
Diese muss kollektiv von der gesamten Menschheit kommen. Wenn jeder für sich kleine Entscheidungen trifft — z.B. weniger Fleisch isst, nicht mehr fliegt, Kleidung nicht als Einmalprodukt ansieht und nicht dauernd alles wegschmeißt — kann sich auch wirklich etwas ändern. Die internationale Politik kann zwar grundlegende Entscheidungen treffen, der wahre Wandel muss aber von den Menschen kommen!
So wie es gerade läuft kann es nicht mehr weitergehen, dann läuft nämlich bald gar nichts mehr. Behaltet das im Hinterkopf und überdenkt euer Handeln in manchen Bereichen. Zurücklehnen können wir uns daher leider nicht — im Gegenteil, wir müssen mehr denn je für eine bessere Zukunft kämpfen!
Lukas ist seit 2018 Teil der Klimadelegation. Er interessiert dich vor allem für die technischen Hintergründe der Erneuerbaren Energien und möchte mehr Menschen über die Folgen des Klimawandels aufklären.