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Teil 2: Vom Corona-Klima Sturm getroffen

Heute begin­nen wir mit dem ersten Inter­view unser­er Serie zu Covid-19 und Kli­mawan­del in Län­dern des Glob­alen Südens. Im ersten Teil dieser Serie erzählen euch Rubén Her­rera und Daniela Lar­ios aus Kuba und Hon­duras wie ihre Län­der unter der Kli­makrise lei­den und wie sie von der Schließung der Gren­zen Europas betrof­fen waren.

Ruben, aus Kuba, wurde buch­stäblich vom Coro­na-Kli­mas­turm getroffen
Daniela aus Hon­duras begeg­net coro­n­abezo­ge­nen Her­aus­forderun­gen bei der Führung ihres eige­nen Unternehmens

Situation vor der Corona-Pandemie

Kli­madel­e­ga­tion e.V.: Wie war die Sit­u­a­tion in Bezug auf den Kli­mawan­del in deinem Land vor der Corona-Pandemie?

Rubén Her­rera: “Ich lebe auf ein­er Insel in der Mitte der Karibik, auf­grund unser­er geo­graphis­chen Lage wer­den wir regelmäßig von Wirbel­stür­men und schw­eren Stür­men heimge­sucht, beson­ders in der Sai­son von Juni bis November.Und da die glob­alen Durch­schnittstem­per­a­turen im let­zten Jahrzehnt gestiegen sind, wer­den Wirbel­stürme jede Sai­son stärk­er und zer­störerisch­er. Dies wirkt sich auf unsere Infra­struk­tur und unsere Wirtschaft sowie auf unsere Land­wirtschaft aus.
Das andere wichtige The­ma im Zusam­men­hang mit der Kli­makrise ist der Anstieg des Meer­esspiegels. Dieser hat direk­te Auswirkun­gen auf die Men­schen, die in Küsten­nähe leben, was sie sehr ver­wund­bar macht und sie müssen let­z­tendlich weit von der Küsten­lin­ie wegziehen.
Da ich auf dem Land lebe, waren meine Fam­i­lie und ich immer von den Wirbel­stür­men betrof­fen, meine Großel­tern sind Bauern, und immer wenn wir von einem starken Wirbel­sturm getrof­fen wer­den, lei­den unsere Ern­ten unter den Fol­gen, und wir und alle Bauern­fam­i­lien in der Umge­bung ver­lieren ihre gesamte Ernte.”

Wirbel­stürme kön­nen poten­tiell die gesamte Ernte von Land­wirten zerstören

Daniela Lar­ios: “Der Kli­mawan­del ist ein rel­a­tiv neues The­ma in Hon­duras, wir lei­den unter großen Dür­repe­ri­o­den und infolgedessen gehen Ern­ten ver­loren und es wird viel Wass­er ratio­nal­isiert. Wir lei­den auch sehr unter großen Wald­brän­den und Abholzung, die unsere Wälder zer­stören, alles wegen der Umwand­lung von Wäldern in Land­wirtschafts- oder Wohnge­bi­ete. Auch der Anstieg des Meer­esspiegels führt zu Vertrei­bung und Armut, ohne den Ver­lust der biol­o­gis­chen Vielfalt und die Ver­schmutzung durch Plas­tik, die uns stark beein­trächti­gen, außer Acht zu lassen.”

Abholzung ist ein großes The­ma in Honduras.

Kli­madel­e­ga­tion e.V: Und wie stand es um die politische/gesellschaftliche Situation?

Rubén Her­rera: Glück­licher­weise hat die Regierung ein nationales Pro­gramm namens “Tarea Vida” (Pro­jekt Leben) ges­tartet, das sich auf die Umset­zung von Änderun­gen und Vorschriften im ganzen Land konzen­tri­ert, um die Auswirkun­gen der Kli­makrise zu mildern: mehr Investi­tio­nen in saubere Energien, nach­haltige Land­wirtschaft… usw. Allerd­ings kommt, auchauf­grund unseres Sta­tus eines Entwick­lungs­lan­des, immer noch sehr viel Energie aus fos­silen Brennstof­fen, was es wirk­lich schwierig macht, unsere gesamte Infra­struk­tur voll­ständig zu verän­dern.
Weil ich mein ganzes bish­erigesLeben auf dem Land ver­bracht habe, habe ich immer eine Art Verbindung zur Natur gespürt und das hat meine Wahrnehmung der Dinge bee­in­flusst. Wenn ich die Nachricht­en lese oder Doku­men­tarfilme über die glob­ale Erwär­mung und ihre Auswirkun­gen auf unseren Plan­eten anschaue, bin ich sehr über­wältigt und das wirkt sich auf meine psy­chis­che Gesund­heit aus. Deshalb ver­suche ich immer, meine Plat­tform und meine Ressourcen zu nutzen, um Verän­derun­gen zu bewirken und andere junge Men­schen zu inspiri­eren, einen pos­i­tiv­en Ein­fluss zu nehmen.”

Daniela Lar­ios: “Hon­duras ist ein wun­der­schönes Land, mit einem großen Reich­tum an Natur und Men­schen mit großem Herzen. Lei­der hat Hon­duras auf­grund von Kor­rup­tion und Straflosigkeit große Rückschläge erlit­ten. Die sozioökonomis­che Sit­u­a­tion ist sehr ungerecht, die Mehrheit der Bevölkerung ist arm. Unser Gesund­heits- und Bil­dungssys­tem ist auf­grund der großen Kor­rup­tion, die im Land herrscht, zerstört.”

Situation während Corona:

Kli­madel­e­ga­tion e.V.: Wie hat sich Coro­na auf Euch und Eure Fam­i­lien ausgewirkt?

Rubén Her­rera: “Während mein­er Rück­reise nach Kuba von den Bermu­das-Inseln, wo ich mit ein­er Gruppe von Umweltschützern aus Lateinameri­ka und Europa segelte, bekam ich COVID19, wurde getestet und blieb fast einen Monat lang in einem Kranken­haus. Ich war emo­tion­al wirk­lich über­wältigt, denn ein paar Tage zuvor hätte ich zur Kli­makon­ferenz der Vere­in­ten Natio­nen nach Bonn segeln sollen und dann lag ich mit dem Coro­n­avirus auf einem Kranken­haus­bett, ich war allein und nie­mand kon­nte mich besuchen.”

Daniela Lar­ios: “Weil wir Unternehmer sind, ist es für meine Fam­i­lie schwierig. Meine Mut­ter hat ihr Geschäft und ich habe meins, also haben wir darum gekämpft, sie in dieser Gesund­heit­skrise aktiv zu hal­ten. Glück­licher­weise ist es uns auf dig­i­tale Art und Weise gelun­gen, die Unternehmen aktiv zu hal­ten, wenn auch nicht mit dem gle­ichen Einkom­men wie zuvor. Zusät­zlich zu meinem Unternehmen arbeite ich auch im Meer­ess­chutz, und es ist mir gelun­gen, meine Arbeit von zu Hause aus fortzusetzen.

Kli­madel­e­ga­tion e.V.: Wie seid ihr emo­tion­al mit der COVID-Sit­u­a­tion umgegangen?

Rubén Her­rera: “Als ich nach Hause zurück­kam, musste ich mich wie alle anderen sozial dis­tanzieren, und diese Erfahrung lehrte mich, die Natur noch mehr zu schätzen. Ich war emo­tion­al über­wältigt, aber ich ver­suchte, diese Zeit zu nutzen, um mich wohler mit mir selb­st zu fühlen, mehr zu medi­tieren und das Leben mehr anzuerkennen.”

Daniela Lar­ios: “Per­sön­lich war es schwierig, mich bei Laune zu hal­ten. Mein Vater starb an gesund­heitlichen Kom­p­lika­tio­nen an dem Tag, an dem die Quar­an­täne in Hon­duras verkün­det wurde (er starb nicht an COVID-19), aber der Kon­takt zu meinen Fre­un­den aus dem Pro­jekt Sail For Cli­mate Action, die Teil­nahme an Online-Work­shops, Kursen usw. hat mir sehr geholfen, mit allem, was geschieht, fer­tig zu wer­den.
Eine pos­i­tive Sache an der Sit­u­a­tion ist, dass meine Fam­i­lie enger zusam­mengerückt ist, wir ver­suchen alle, uns gegen­seit­ig in unser­er Arbeit zu unter­stützen, um voranzukom­men, und so viel Zeit miteinan­der zu ver­brin­gen, hat uns als Fam­i­lie geholfen.”

Lektionen aus Corona — Botschaften für die Zukunft

Kli­madel­e­ga­tion e.V.: Welche Lehren soll­ten wir aus der Coro­na-Krise für die Bekämp­fung der Kli­makrise ziehen (kollek­tiv und individuell)?

Rubén Her­rera: “Diese Gesund­heit­skrise hat uns unter­schiedlich getrof­fen, aber es gibt eine einzige Botschaft, die wir aus ihr ler­nen müssen: Wir müssen uns im Kampf gegen die Kli­makrise vere­inen. Wir haben gese­hen, wie Regierun­gen und Poli­tik­er auf der ganzen Welt die Pan­demie erkan­nt und Lösun­gen für eine bessere Zukun­ft pri­or­isiert haben, und wir müssen das­selbe mit der Kli­makrise tun.”

Daniela Lar­ios: “Eine sehr wichtige Lek­tion, die wir ler­nen müssen, ist, dass die men­schliche Gesund­heit und die Gesund­heit des Plan­eten eins ist. Wir sind nicht unsterblich gegen die Kli­makrise, sie ist real, sie geschieht jet­zt, und wir lei­den bere­its unter ihren Auswirkun­gen. Ich hoffe, dass die Gesellschaft aufwacht, mehr Unter­stützung leis­tet, Maß­nah­men ergreift und erken­nt, dass wir so schnell wie wir auf COVID-19 reagieren müssen, auch auf die Kli­makrise reagieren müssen.
Ich denke, dass die Zukun­ft sehr ungewiss ist, und sie ist beängsti­gend. Uns selb­st als ver­wund­bar wie die Men­schheit zu sehen, öffnet uns wirk­lich die Augen und weckt die drin­gende Notwendigkeit von Veränderungen.”

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