von Pia Jorks und Malte Kuhn
Es war noch früh am morgen, als uns die Nachricht erreichte: die USA veranstaltet auf der Weltklimakonferenz ein Podium zum Thema „Clean Coal“ – also zu „sauberer Kohle“. Ja, Werbung für Kohle und Öl als Zukunftstechnologien. Auf der Klimakonferenz.
Dass sich hiergegen Protest formiert, war zu erwarten, dass er am Ende so erfolgreich wurde hat uns positiv überrascht.
Wir wollten mit einer Gesangseinlage, der umgedichteten Version des Liedes “God Bless the U.S.A.”, die Veranstaltung lahmlegen und gleichzeitig die große mediale Aufmerksamkeit für unsere Botschaften nutzen. Die Initiative für diese kreative Protestaktion kam von der US-amerikanischen Umwelt NGO “SustainUS” und zeigte, dass die Trump Administration nicht nicht im Interesse der Gesamtbevölkerung handelt. Angestoßen wurde die kreative Protestaktion von SustainUS – einer US-amerikanischen Umwelt-NGO.
“So you claim to be an American
But we see right through your greed;
It’s killing across the world
for that coal money.
And we proudly stand up and tell you to
‘Keep it in the ground.’
The people of the world unite…
and we are here to say”
Bereits zwei Stunden vor Beginn der Veranstaltung bildete sich eine Schlange quer durch die Haupthalle der “Bonn Zone” — eines Teils des Geländes der Klimakonferenz. Es gelang etwa einhundert jungen Menschen sich einen der etwa 250 Sitzplätze zu sichern.
Bereits wenige Minuten nach Veranstaltungsbeginn, als die Draußengebliebenen schon lautstarke Sprechchöre anstimmten, wurde die Veranstaltung mit den eingeübten Liedern minutenlang lahmgelegt. Es folgte der große inszenierte Ausmarsch aus dem Side-Event. Etwa zwei Drittel der Sitzplätze blieben daraufhin leer.
Im Anschluss gaben Vertreter indigener Völker eine Abschlusskundgebung mit der Botschaft:
“They do not represent us they represent corporate and fossil fuel interests. Fossil Fuel CEOs cannot come to a climate conference and try to slow down progress to protect their profits. But we are here to say “NO MORE” — “NO MORE”. And now we have walked out and left them talking to themselves.”
Doch die spaßige Aktion hat einen ernsten Hintergrund: Nachdem inzwischen Nicaragua und auch Syrien angekündigt haben, dem Pariser Klimaabkommen beitreten zu wollen, sind die USA in der internationalen Klimapolitik zunehmend isoliert. Trumps Ideen für Amerikas Zukunft: Kohle, Gas und Öl rufen bei den Delegierten anderer Staaten nur Kopfschütteln hervor. Im vertraulichen Gespräch werden sie dann noch konkreter: Manche fragen sich, ob die Verhandler der USA eigentlich selbst glauben, was sie hier auf der Klimakonferenz vertreten. Viel zu deutlich ist nämlich inzwischen der Unterschied zwischen den Empfehlungen der Klimaforschung und der Wirtschafts- und Energiepolitik der USA.
Doch es gibt auch Hoffnung: Die Zivilgesellschaft positioniert sich deutlich gegen diese falschen Lösungen für die Probleme des Klimawandels. Zugleich werden immer mehr Akteure auf lokaler Ebene aktiv. Ihre Botschaft: Klimaschutz geschieht auf der lokalen Ebene. Kommunalregierungen und Bürgermeister sollen die neuen Champions für Veränderung werden. Ex-Bodybuilder und diesjähriger Klimakonferenz-Stargast Arnold Schwarzenegger hat eine Initiative mitgegründet, die genau diese lokalen Entscheidungsträger anspricht.
Die Aktion fand zahlreiche Unterstützer, aus Wissenschaft und Wirtschaft, wie US Micheal Bloomberg.
Promoting coal at a climate summit is like promoting tobacco at a cancer summit. It’s also a denial of what’s happening in the US — half of all American coal plants have been retired over the past six years. #COP23 https://t.co/aV23V3CSsF https://t.co/et1MqZkuHW
— Mike Bloomberg (@MikeBloomberg) November 13, 2017
So gibt es dennoch eine Chance, die nationalen Klimaschutzziele zu erreichen — ohne den US-Präsidenten aber mit viel Engagement.