Im World Conference Center Bonn tummeln sich während der Klimaverhandlungen viele Jugendliche, diese sind aber vorwiegend aus Ländern des globalen Nordens. In vielen Arbeitsgruppen, Side Events und den offiziellen Verhandlungen geht es darum, wie sich Menschen in Ländern, die schon jetzt und in Zukunft besonders von den Folgen des Klimawandels betroffen sind, vor allem im globalen Süden, an diese Veränderungen anpassen können. Umso wichtiger ist es also, dass auch Jugendvertreter*innen aus diesen Regionen an den Verhandlungen teilnehmen, um sich für eine lebenswerte Zukunft in ihrer Heimat einzusetzen.

Dieses Jahr hat mit Fidschi ein Staat die Präsidentschaft der Conference of the Parties, kurz COP, inne, dessen Bewohner*innen den Klimawandel bereits heute deutlich spüren. Die Republik besteht aus über 330 Inseln im Südpazifik, von denen etwa 110 Inseln von Menschen bewohnt sind. Durch den Meeresspiegelanstieg drohen Dörfer unterzugehen und veränderte Niederschlagsmengen stellen sowohl die Menschen als auch Ökosysteme vor große Herausforderungen. Fidschi ist nur ein Beispiel für ein Land des globalen Südens, dessen Menschen und Biodiversität von den negativen Folgen des Klimawandels betroffen ist, ohne durch den Ausstoß von Treibhausgasemissionen selbst dazu beigetragen zu haben.
Neben der Schwierigkeit, die Teilnahme an den Klimaverhandlungen zu finanzieren, brauchen die Teilnehmenden, die nicht aus dem Schengen-Raum sind, für die Verhandlungen in Bonn ein Visum. Auf den gerade stattfindenden Verhandlungen hört man immer wieder von NGO-Mitgliedern, unter anderem aus Ghana und Ägypten, die trotz eines offiziellen Einladungsschreibens der UN kein Visum für Deutschland bekommen haben. Besonders überraschend daran ist, dass diese Personen bereits früher an Klimaverhandlungen in Bonn und anderswo teilgenommen haben. Das Vertrauen der deutschen Botschaften sollte damit eigentlich entsprechend groß sein, dass diese Personen tatsächlich an den Verhandlungen teilnehmen wollen und danach wieder aus Deutschland ausreisen werden.

Es gibt genug Hürden für Jugendliche und andere NGO-Vertreter*innen aus dem globalen Süden, zu den Klimaverhandlungen zu kommen. Durch sogenannte Global South Scholarships sollen dieses Jahr 50 Jugendliche die finanziellen Mittel bekommen, um an der COP in Bonn und der davor stattfindenden Conference of the Youth (COY) teilzunehmen (die Stipendien sind momentan noch in der Planungsphase). Wenn die Teilnahme dann an einem fehlenden Visum scheitert, ist das besonders ärgerlich. Immer wieder nehmen sich hochrangige Verhandler*innen und Mitglieder von Länderdelegationen Zeit, um mit uns Jugendvertreter*innen zu sprechen. Um hier glaubhaft und mit Nachdruck die Belange von Jugendlichen aus dem globalen Süden aufzuzeigen, müssen eben diese Menschen die Chance haben, vor Ort zu sein. Es bleibt also zu hoffen, dass im November bei der COP23 in Bonn, das Verhältnis von Jugendlichen aus dem globalen Süden und Norden ausgewogener sein wird, als in den letzten zwei Wochen auf den Zwischenverhandlungen.
Beitrag von Nora Schlagenwerth