Die Kohleindustrie hat hier in Warschau wohl ein bisschen zu viel ihre Finger im Spiel.
Schon bevor die Conference of Youth startete, vernetzten sich die Jugendlichen der ganzen Welt, um sich vorzubereiten und sich gegenseitig zu informieren, welche Themen besonders für die jungen Generation auf der Klimakonferenz wichtig sein werden und welche Standpunkte die YOUNGOs vertreten wollen.Ein Thema wurde dabei besonders heftig diskutiert: auf dem gleichzeitig zur COP stattfindenden International Coal & Climate Summit wurde Christiana Figueres, die Generalsekräterin des UN-Klimasekretariats, eingeladen eine Rede zu halten – und das finden die Jugendlichen hier ganz und gar nicht cool.
Schon alleine der Fakt, dass Polen, obwohl es als Land, dass sowieso schon kritisiert wird, weil es zu über 90% auf Kohlestrom setzt und trotzdem die Klimakonferenz ausrichtet, auch noch in der zweiten Verhandlungswoche – in der es immer besonders hoch her geht – den „International Coal & Climate Summit“ ausrichtet, ist nun wirklich die Höhe.
Wenn diese großen Konferenzen gleichzeitig stattfinden, wird befürchtet, dass das notwendige Interesse und die Aufmerksamkeit für den Klimagipfel abgeschwächt werden. Ja, die Jugendlichen gehen sogar so weit, Polen vorzuwerfen, dass den Klimaverhandlungen damit auch wertvolle Energie gestohlen wird – zum Beispiel, wenn die Vorsitzende des UN-Klimasekretariat sich die Zeit nimmt auf der Kohlekonferenz zu sprechen, obwohl ihre Anwesenheit auf der Klimakonferenz so sehr gebraucht wird.
Die YOUNGOs sind eigentlich überzeugt von Frau Figueres guter Arbeit, denn sie hat die Jugend bei den Klimakonferenzen und im ganzen Kampf gegen den Klimawandel immer sehr ernst genommen und toll unterstützt. Umso schockierter waren wir alle, dass sie jetzt mit genau den Unternehmen spricht, die das größte Hindernis auf dem Weg zu einem Planeten mit erneuerbaren, also emissionslosen Energien sind.
In einem offenen Brief wurde Christiana Figueres von YOUNGO aufgefordert, sich für die Zukunft und gegen die Kohle zu entscheiden: wir luden sie ein, bei der Jugendkonferenz zu sprechen, wenn sie dafür allerdings nicht beim Kohlegipfel auftreten würde.
Bedauerlicherweise sagte sie uns tatsächlich ab.
Ihre Argumente, konnten wir allerdings gar nicht nachvollziehen: Sie meinte, dass „wir Brücken bauen müssen, die über den Kreis unserer Freunde hinaus reichen, vor allem, wenn diese ganz besonders an der Suche nach einer Lösung beteiligt sein können und sollen. (…) Wir müssen uns auch vorbereiten, in unserem Kampf zur globalen Emissionsreduktion mit denen in eine offene Debatte zu treten, die, bis jetzt, mit ihren Handlungen und Meinungen nicht“ zu einer Klimarettung beigetragen haben.
Was soll das denn bedeuten? Will sie uns tatsächlich weismachen, dass die Kohleindustrie auf irgendeine Weise in unserem aktuellen Kampf gegen den Ausstoß von Treibhausgasen beitragen kann?
Wenn sie auf einem Verkehrs-Gipfel sprechen würde, würde ich einen Sinn darin sehen, denn der Transport-Sektor kann sich ändern und nachhaltig werden. Jedoch die Kohle bleibt die Kohle und die Leute, die damit ihre Kohle verdienen werden sicher nicht aufhören, diese zu verbrennen – und damit unsere Atmosphäre zu verpesten.
Auch wenn noch so fortschrittliche Techniken erfunden werden, die Strom aus „sauberer Kohle“ (dieser Euphemismus darf bitte stark angezweifelt werden) produzieren, hält solche Forschung nur die notwendigen Mittel auf, die es braucht, um jetzt so schnell wie möglich auf die Erneuerbaren umzusteigen.
Ich kann mir nicht vorstellen, was Christiana Figueres auf dem Kohle-Gipfel sagen möchte.
„Könntet ihr bitte aufhören Kohle für die Energieversorgung zu fördern? Wir versuchen da drüben in dem großen Stadion nämlich gerade unsere Atmosphäre zu retten. Dankeschön!“
Dieses Vorkommnis und der Fakt, dass die ganze COP von so vielen absolut unnachhaltigen Unternehmen gesponsert wird, lässt doch viel zu offensichtlich erkennen, wie sehr Polen hier bei der COP mittlerweile versucht die Lobby dieser Wirtschaftszweige in die Verhandlungen einfließen zu lassen, die bisher am meisten an der Verschmutzung der Atmosphäre beteiligt waren – und es auch weiterhin sein werden, solange da das schnelle Geld fließt.
Wir wollen, dass für einen wirklichen Fortschritt, alle Kräfte auf erfolgreiche Verhandlungen gebündelt werden und die Industrien der fossilen Energieträger dabei nicht im Weg stehen. Ich glaube, dass die Klimaverhandlung uns voranbringen kann, wenn sich auf die wirklich wichtigen Punkte konzentriert wird.
Die Links zu dem Briefwechsel findet ihr hier:
Offener Brief von YOUNGO
Antwort von Christiana Figueres
Pressemitteilung von YOUNGO
Offener Brief der NGOs
Dorothea Epperlein, 12.11.2013