Ich kam mit der nach jetzigen Kenntnissen naiv zu bewertenden Vorstellung nach Warschau, auf einer Klimakonferenz würden den ganzen Tag Delegierte im Plenum diskutieren und verhandeln. Es stellte sich jedoch heraus, dass es hier ganz anders zugeht! Neben dem Plenum gibt es noch eine Vielzahl parallel laufender Aktivitäten, die einen teilweise nicht kleinen Einfluss auf den Verlauf der COP haben. Hier ein kleiner Überblick, damit ihr euch unsere Tage besser vorstellen könnt.
Plenary
Im Eröffnungsplenum nennt jede Nation ihre Aussicht auf den kommenden Gipfel. Im Verlauf der Konferenz wird dort der Ablauf der Konferenz beschlossen. Hier finden die Hauptverhandlungen statt. Meistens machen Nationen dazu schwammige Aussagen darüber, was man alles machen müsste.
Side Events und Workshops
In den vielen Konferenzräumen des Stadions und auch außerhalb finden zahlreiche Veranstaltungen zu Themen rund um Klimapolitik statt. Veranstalter*innen können Firmen sein, Nationen oder auch NGOs. Oft werden dort Best-Practice-Beispiele vorgestellt, es gibt Podiumsdiskussionen oder Forschungsergebnisse werden vorgestellt. Täglich gibt es rund 20 Side-Events, die 90min dauern.
Booths (Stände)
Außerdem stellen sich auf dem Konferenz-Gelände ca. 150 verschiedene Firmen, Verbände und Organisationen vor. Das Spektrum reicht von der World World Nuclear Association, dem OECD bis zu Ländervorstellungen (Deutschland verschenkt Plastik-Coffe-to-go-Becher) und kleinen, speziellen NGOs. Hier bekommt man Infomaterial oder kann sich mit einer Vertreter*in unterhalten.
Delegations-Büros und Meeting-Rooms
Hier finden die interne Gespräche statt, zu denen Beobachter*innen meist nicht zugelassen sind.
Was machen wir YOUNGOS dort eigentlich?
Als Youngos nehmen wir an oben genannten Aktivitäten teil, allerdings kommt noch einiges andere hinzu:
Spokescouncil
Jeden Morgen um 8 Uhr beginnt unser einstündiges Spokescouncil. Dort treffen sich Vertreter*innen aller YOUNGO-Organisationen in einem großen Kreis, um gemeinsam im Konsensverfahren Entscheidungen zu treffen. Wir diskutieren, welche Aktionen wir machen, informieren uns gegenseitig über den Stand der Dinge in unseren Delegationen und gehen den Tagesablauf durch.
Working Groups auf der COP19
Wir arbeiten in mehreren Arbeitsgruppen, die sich zum Teil schon vor der COY und COP getroffen haben oder via Skype diskutieren. Auf der COP treffen sie sich meist täglich. Alle Arbeitsgruppen sind offen und agieren nach dem Konsensprinzip.
- INTEQ: diese Gruppe erarbeitet Papers und Lobbystrategien zum Thema intergenerationelle Gerechtigkeit.
- Loss and Damage: diese Gruppe macht Lobbyarbeit zum Thema Loss and Damage.
- Actions: diese Gruppe bereitet eigene Aktionen vor und behält den Überblick über sonstige Aktionen, die von anderen NGOS gemacht werden.
- Bottomliners: diese Gruppe kümmert sich um Grundsätzliches wie Logistik.
- Human Rights: diese Gruppe erarbeitet Strategien, wie die Menschenrechte grundsätzlich im Klimaprozess gestärkt werden können. Speziell in Bezug auf CDM und REDD+.
- Capacity Building: diese Gruppe arbeitet an Bildungsmaßnahmen für uns YOUNGOs.
- Länder- und Regiongruppen: es gibt Gruppen, die sich auf geografische Regionen beziehen, z.B. den globalen Süden, Afrika oder Asien.
Actions
Wir YOUNGOs sind die einzigen, die Aktionen auf dem COP-Gelände durchführen dürfen. Diese müssen mindestens 24h davor angemeldet werden. Es gibt täglich meist mehrere Aktionen, z.T. der Working Groups. Soziale Medien wie Twitter und Facebook spielen dabei eine große Rolle.
Öffentlichkeitsarbeit
Wir möchten, dass das was hier passiert, nicht auf der COP bleibt. Deshalb bloggen wir und nutzen soziale Medien, um möglichst aktuell berichten zu können.
Daily Tick
Wie ihr euch jetzt bestimmt vorstellen könnt, verbringen wir oft kaum Zeit im Plenum, um die Verhandlungen zu verfolgen. Deshalb gibt es den Daily Tick: Eine morgendlich kurze Zusammenfassung über den Stand der Dinge im Plenarsaal.