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#YoFuGe @COP19 und andere Geschichten

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Wir haben euch (jeden­falls unsere Face­book-Unter­stützerIn­nen) gestern nicht ganz unab­sichtlich mit drei ungewöhn­lichen Pro­fil­bildern ver­wirrt und wollen unser­er verbindlichen Zusage (ja eins der Top-Score-Wörter wenn es um Klimapoli­tik geht), eine Erk­lärung zu liefern, selb­stver­ständlich nachkommen…

Machen wir es mal kurz. Es war eben YoFuGe­Day hier auf dem Gelände…alles klar? Für die Langsameren unter euch, die es nicht geschafft haben, während die Augen über die drei ele­gant geset­zten Punk­te gleit­en, schnell mal eine erfol­gre­iche Google-Suche übers Smart­phone durchzuführen: Dabei han­delt es sich wed­er um ein weit­eres rät­sel­haftes UN-Unter-Sub-Organ – sämtliche Organe soll­ten nach Kathas druck­reifem Glos­sar ja nun allen bekan­nt sein -, noch um einen inno­v­a­tiv­en Twit­ter­Hash­tag von René, son­dern tat­säch­lich um das ganz offizielle COP-Tages­mot­to: „Young and Future Gen­er­a­tions Day“. Schönes Mot­to, würde der eine oder die andere sagen, aber was steckt eigentlich dahinter?

Vielle­icht mal hier­mit ange­fan­gen: Nor­maler­weise dür­fen sich nach UN-Regeln, die für die Zeit der COP auf dem Sta­dion­gelände Anwen­dung find­en, nur Volljährige auf dem Gelände aufhal­ten. Diese Alters­beschränkung wurde heute aus­nahm­sweise aufge­hoben und auch unter 18-jährige kon­nten sich einen Ein­druck von der COP ver­schaf­fen. Die offizielle Home­page der COP ließ ver­laut­en: “Young and Future Gen­er­a­tions Day is a non-stop cel­e­bra­tion of youth pow­er and par­tic­i­pa­tion at Unit­ed Nations cli­mate change con­fer­ences”. Eine Non-Stop Feier klingt natür­lich für die meis­ten erst­mal angenehm ver­traut, aber um Missver­ständ­nisse bezüglich unseres heuti­gen Engage­ments gle­ich im Keim zu erstick­en, soll­ten wir vielle­icht Näheres bericht­en. In heiliger Mis­sion also hat Anna entsprechend die Gänge nach YoFuGe­Day-Erschei­n­un­gen durchkämmt, während andere von uns sich dem inhaltlichen Ker­nan­liegen gewid­met haben– der inter­gen­er­a­tionellen Gerechtigkeit – und alle zusam­men die Ohren beim offiziellen „High­light“ des Tages gespitzt haben.

Bei aller „Feier­lichkeit“ war der offizielle UN-Jugend­stand allerd­ings ver­lassen, lediglich all­ge­meine Broschüren waren bere­it, Auskün­fte zu geben. Die Kon­ferenz – jeden­falls zumin­d­est ihre Ver­wirrung – lebt von den round-about hun­dert „Side-Events“, wozu auch das soge­nan­nte „inter­gen­er­a­tional inquiry“ gehörte. Dies war näm­lich das große Jugend-Event des Tages – unser­er Ver­mu­tung nach ergibt sich diese her­aus­ra­gende Stel­lung unter Umstän­den schon aus ihrer Konkur­ren­zlosigkeit. Aber wir wollen mal nicht so sein.

Um 13:15 saßen wir also im Raum „Cra­cow“ und lauscht­en der Pan­eld­iskus­sion, die von einem wirk­lich inter­es­san­ten Aufge­bot auf dem Podi­um geführt und durch diverse Fra­gen aus dem Pub­likum angere­ichert wurde. Vorne dabei waren: Nathan [ein 17-Jähriger Aktivist aus Deutsch­land], Sylvia [eine aus Ghana stam­mende Jugend-Aktivistin], Chris­tiana […Figueres und UNFC­CC-Gen­er­alsekretärin, also qua­si admin­is­tra­tive Chefin der COP], Ahmad […Alhen­dawi und UN-Jugend­beauf­tragter] und nicht zulet­zt Jacques […Lapouge und “Cli­mate Change Ambas­sador” aus Frankreich].

Disku­tiert wurde (teil­weise) über­raschend informell über die Ein­bindung der Jugend in den Ver­hand­lung­sprozess, den Auss­chluss von drei jun­gen AktivistIn­nen bei der COP und die geteilte Frus­tra­tion über den chro­nisch stock­enden Ver­hand­lung­sprozess. Die Stim­mung unter den Jugendlichen gegenüber den zwei UN-Funk­tionären, ins­beson­dere gegenüber Chris­tiana Figueres, schwank­te zwis­chen Sym­pa­thie für die Offen­heit und ihre Lei­den­schaft und Unzufrieden­heit mit ihrer Rolle beim Rauswurf der drei Aktivis­tenIn­nen. Soweit dazu.

Ein klein­er Zeit­sprung um etwa drei Stun­den zurück und in die Zugänge zu den Ple­narsälen. Ganz im Sinne des Spruch­es „das Beste kommt zum Schluss“, grat­uliere ich euch an dieser Stelle für das müh­same oder weniger müh­same Erre­ichen des Textab­schnitts, in dem ihr endlich Aufk­lärung über die gestri­gen Fotos erlan­gen sollt. Jed­er, der am Vor­mit­tag seinen Weg in die Ver­hand­lungsräume find­en wollte, wurde von einem ver­mut­lich uner­warteten Bild emp­fan­gen. Das Jugend­net­zw­erk YOUNGO, ins­beson­dere die „Work­ing Group on Inter­gen­er­a­tional Equi­ty“ [in etwa: inter­gen­er­a­tionelle Gerechtigkeit] hat­te sich eine öffentlichkeits-wirk­same Aktion aus­gedacht: Über 30 Jugendliche aus aller Welt (unter anderem unsere uner­müdlichen JBZE und SRzG Aktivis­ten) klebten sich als Zeichen ihres Protests Tape über den Mund und hiel­ten Schilder wie „Born in 2035“ und „Don’t dis­count our future“. Gle­ichzeit­ig verteil­ten andere Jugendliche an die Umste­hen­den Infor­ma­tion­s­ma­te­r­i­al und war­ben in Gesprächen darum, die Bedürfnisse zukün­ftiger Gen­er­a­tio­nen bei den Ver­hand­lun­gen zu inte­gri­eren. Die jugendliche „Work­ing Group on Inter­gen­er­a­tional Equi­ty“ arbeit­et seit Beginn der COP (natür­lich auch bere­its im Vor­feld) inten­siv und uner­müdlich an Entwür­fen und Vorschlä­gen, um eine Berück­sich­ti­gung des Prinzips der Gerechtigkeit zwis­chen heuti­gen und zukün­fti­gen Gen­er­a­tio­nen in Bezug auf die Fra­gen des glob­alen Kli­mawan­dels zu erre­ichen. Es fehlt an ein­er rechtlich-verbindlichen Ver­ankerung der Notwendigkeit, die Welt den zukün­fti­gen Gen­er­a­tio­nen so zu übergeben, dass sie in Bezug auf zur Ver­fü­gung ste­hen­den natür­liche Ressourcen nicht 10 Meter hin­ter der Star­tlin­ie der vorigen Gen­er­a­tion den Lauf begin­nen müssen…aber dazu später und in weniger metapho­risch­er Aus­führung mehr 😉

Alles in allem, eine gemis­chte Bilanz des Tages der jun­gen und zukün­fti­gen Gen­er­a­tio­nen: Ein min­i­males, allerd­ings nicht unin­ter­es­santes Pro­gramm seit­ens der UN und ein kreatives und recht erfol­gre­ich­es „Out­come“ der YOUNGO Eigeninitiativen.

In Bezug auf die COP kann jeden­falls eine sicht­bare Verän­derung in Folge des gestri­gen Tages schon jet­zt ver­bucht werden…das Hin­ter­grund­fo­to der UNFCCC Start­seite wurde spon­tan ver­jüngt. Soweit erst­mal. Machts gut.

Lennart, 15.11.2013

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