Auf dem Petersberger Klimadialog kommen die internationalen Minister*innen zusammen, um über das Vorgehen bis zur COP zu sprechen. In diesem Jahr richtet Deutschland, gemeinsam mit dem Gastgeberland der COP26, Großbritannien, den Dialog aus. Nach 1,5 Jahren ohne Klimaverhandlungen muss dieses Zusammenkommen der Startschuss für ambitionierte Handlungen auf der COP26 und darüber hinaus sein.
Gemeinsam mit einem Bündnis aus Vertreter*innen der jungen Klimabewegung richtet sich die Klimadelegation e.V. an die Bundesregierung und fordert eine ambitionierte Vorreiterrolle Deutschlands ein.
Das fordern wir!
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JETZT IST DIE CHANCE VORANZUGEHEN
Der Brief und unsere Forderungen können verbreitet werden. Wir freuen uns, wenn du uns hilfst die Bundesregierung an ihre internationale Verantwortung zu erinnern.
Unsere Forderungen im Überblick
Ambitionierte Handlungen für die COP26 auf dem PCD auf den Weg bringen
- Deutschland als Vorreiter für eine klimaneutrale Wirtschaft
- Investitionen in die Zukunft statt Subventionen fossiler Technologien:
widerstandsfähige und klimaneutrale Infrastruktur, transformative Lösungen
Begrenzung der durchschnittlichen Erderhitzung auf 1,5°C
- Nationales Emissionsreduktionsziel für das Jahr 2030 auf mindestens 85%
Treibhausgasreduktion gegenüber 1990 erhöhen, inklusive Kohleausstieg bis 2030
Erhöhung des deutschen Beitrags zur Klimafinanzierung auf 8 Mrd. Euro pro Jahr & Schuldenerlass für Länder des globalen Südens
- Dringende Erhöhung von Deutschlands Anpassungsinvestitionen
& eine ambitionierte Ausgestaltung der Deutschen Anpassungsstrategie von 2008
- Klimafinanzierung darf nicht weiter zu großen Anteilen in Form von Darlehen
und Krediten geleistet werden – Verursacher*innenprinzip
- Schuldenerlass für die Länder des globalen Südens angesichts wachsender finanzieller
Last durch soziale, gesundheitliche, ökonomische und ökologische Krisen
Nach Art. 6.1 des Pariser Abkommens bei der Umsetzung der NDCs Umweltintegrität und die nachhaltige Entwicklung fördern, inklusive ehrgeiziger Biodiversitäts- und Klimaziele sowie der würdevollen Existenzsicherung aller Menschen
- Substanzieller Beitrag von Artikel 6 zur Einhaltung der 1,5°C Grenze
- Aktive Partizipation indigener und lokaler Gemeinschaften an der Projektentwicklung
- Vertraglich festgeschriebene Wahrung der Menschenrechte
- Etablierung eines transparente, unabhängigen, gerechten, zugänglichen, legitimen
und auf Menschenrechten basierenden Beschwerdemechanismus.
Solidarität, Klima- und Generationengerechtigkeit, Inklusion, wissenschaftliche Erkenntnisse und die Messbarkeit von Ergebnissen als die Grundlage Ihrer Entscheidungen
JETZT IST IHRE CHANCE VORANZUGEHEN — Appell der jungen Klimabewegung zum 12. Petersberger Klimadialog am 6. und 7. Mai 2021
Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin,
zum Anlass des 12. Petersberger Klimadialogs (PCD) richten wir, ein Bündnis aus Vertreterinnen der jungen Klimabewegung – Jugend im Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUNDjugend), Fridays for Future Deutschland, Katholische Landjugendbewegung, Klimadelegation e.V., Naturfreundejugend Deutschlands (NFJD), Naturschutzjugend (NAJU) und WWF Jugend uns mit großen Erwartungen an Sie. Nach fast 1,5 Jahren ohne internationale Verhandlungsrunde in der Klimapolitik stellt der PCD einen Startschuss für den Weg zur COP26 in Glasgow dar. Diesen Aufbruch muss Deutschland als Gastgeberland laut und deutlich einläuten, denn es gibt viel zu tun. Auch nach den Ankündigungen auf dem Leaders Summit on Climate des US-amerikanischen Präsidenten Biden verbleibt mit Blick auf das Jahr 2030 eine globale Emissionsreduktionslücke von 20–24 Giga-Tonnen CO₂ Äquivalente, die uns von der Begrenzung der durchschnittlichen Erderhitzung auf 1,5°Ctrennt. Allein in Bezug auf das deutsche Klimaschutzgesetz rügte das Bundesverfassungsgericht diese Woche die zukünftigen Eingriffe in die Grundrechte unserer Generation durch die aktuellen Regelungen und verpflichtet den Gesetzgeber zur Nachbesserung.
Für Sie als Kanzlerin bietet der PCD die Chance, ambitionierte Handlungen für die COP26 auf den Weg zu bringen und Ihre Amtszeit noch als Klimakanzlerin zu beenden. Für Ihre Ministerinnen ist der PCD der Anstoß, um die Gespräche zu den kritischen Fragen der internationalen Klimaverhandlungen wieder aufzunehmen. In Bezug auf Ambitionen erwarten wir von Ihnen, dass Deutschland Vorreiter für eine klimaneutrale Wirtschaft in der internationalen Gemeinschaft wird. Dafür sind Investitionen in die Zukunft statt Subventionen fossiler Technologien nach der Pandemie notwendig: Investitionen, um Deutschland Jahr für Jahr vor Klimaschäden durch Dürren, Wasserknappheit und Ernteausfällen zu schützen, indem wir unsere Infrastruktur widerstandsfähiger und klimaneutral machen; Investitionen, um die unglaubliche Chance für Arbeitsplätze im erneuerbaren Sektor zu ergreifen. Präsident Biden kündigte Investitionen von 359 Milliarden US-Dollar für öffentliche Verkehrsmittel, Energieinfrastruktur und Elektromobilität an. Deutschland darf nicht nur hinterherlaufen, sondern muss selbst mit transformativen Lösungen vorangehen.
Wir erwarten außerdem, dass Deutschland sein nationales Emissionsreduktionsziel für das Jahr 2030 auf mindestens 85 % Treibhausgasreduktion gegenüber 1990 erhöht, inklusive eines Kohleausstiegs bis 2030. Gegenwärtig leistet Deutschland faktisch keinen fairen Beitrag zur Bewältigung der weltweiten Klimakrise, die zunehmend Armut, Hunger und Ungerechtigkeit insbesondere im Globalen Süden verschärft. Schon gar nicht reichen die Ziele für eine internationale Vorbildrolle. Doch genau diese fordern wir von Ihnen ein.
In Bezug auf die Erfüllung der Gerechtigkeitsprinzipien der Klimarahmenkonvention ist der PCD ebenfalls Ihre Chance, um ein klares Zeichen der globalen Solidarität auszusenden. Hierfür fordern wir eine Erhöhung des deutschen Beitrags zur Klimafinanzierung auf 8 Mrd. Euro pro Jahr, mit einer entsprechenden Ankündigung auf dem diesjährigen PCD. Darunter fällt auch eine dringende Erhöhung von Deutschlands Anpassungsinvestitionen, da aus der Klimafinanzierung im Jahr 2019 nur 32% Anpassungsprojekte finanziert wurden (UNFCCC BR4 2019). Eine ambitionierte Ausgestaltung der Deutschen Anpassungsstrategie von 2008 ist längst überfällig. Weiterhin fordern wir weitaus höhere finanzielle Unterstützung für die durch unseren CO₂ Ausstoß verantworteten Schäden und Verluste. Die Klimafinanzierung, ob im Bereich Minderung oder Anpassung, darf nicht weiter zu großen Anteilen in Form von Darlehen und Krediten geleistet werden, denn das entspricht nicht dem Verursacher*innenprinzip. Wir fordern Finanzierungshilfen mit der Botschaft: „Wir wissen, dass wir eine Verantwortung tragen“. Deutschland darf nicht von Zinsen auf Kosten der bereits jetzt von Klimafolgen getroffenen Länder profitieren. Angesichts der sich weiter verschärfenden Überschuldungskrise aufgrund sozialer, gesundheitlicher, ökonomischer Herausforderungen und der wachsenden finanziellen Last der Klimakrise im globalen Süden, sehen wir einen Schuldenerlass für diese Länder als unabdinglich und bitten Sie, diesen ernsthaft in Erwägung zu ziehen.
Im Rahmen des PCDs muss außerdem besondere Aufmerksamkeit auf die Ausarbeitung der Umsetzungsrichtlinien zum Artikel 6 des Pariser Abkommens gelegt werden. Wir fordern, dass nach Art. 6.1 die Zusammenarbeit der Staaten bei der Umsetzung ihrer NDCs unbedingt Umweltintegrität und die nachhaltige Entwicklung fördern muss. Umweltintegrität bedeutet für uns nicht allein die gewissenhafte Nachverfolgung des Emissionshandels, sondern auch, dass Artikel 6 substanziell zur Einhaltung der 1,5 Grad Grenze beiträgt. Weiterhin darf die Förderung nachhaltiger Entwicklung durch Artikel 6 nicht aus einer Auflistung von SDGs bestehen, sondern ehrgeizige Biodiversitäts- und Klimaziele sowie die würdevolle Existenzsicherung aller Menschen beinhalten. Konkret fordern wir für die Mechanismen in Artikel 6 die aktive Partizipation von indigenen Gemeinden und der Lokalbevölkerung bei der Projektentwicklung, eine vertraglich festgeschriebene Wahrung der Menschenrechte sowie die Etablierung eines transparente, unabhängigen, gerechten, zugänglichen, legitimen und auf Menschenrechten basierenden Beschwerdemechanismus.
Da diese Forderungen äußerste Dringlichkeit haben, erwarten wir, dass Sie bereits auf dem PCD die richtigen Akzente setzen für einen ambitionierten Pfad zur COP26 und darüber hinaus. Sie haben es in der Hand, die Weichen zu stellen und Deutschland an die Spitze des transformativen Wandels zu einer klimaneutralen Gesellschaft zu setzen. Solidarität, Klima- und Generationengerechtigkeit, Inklusion, wissenschaftliche Erkenntnisse und die Messbarkeit von Ergebnissen sollten dabei immer die Grundlage Ihrer Entscheidungen bilden.
Wir werden die Aktivitäten auf dem PCD mit Spannung verfolgen und hoffen, dass Sie uns und unsere Mitstreiterinnen auf der ganzen Welt nicht enttäuschen.
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