Wie wir versuchten ein Klimaabkommen in 2 Stunden zu verabschieden.
Da Lima nicht so leicht zu erreichen war, wie Warschau letztes Jahr, konnte nicht die gesamte Jugenddelegation des JBZE bei der Klimakonferenz (COP – Conference of the Parties) dabei sein. Da wir aber nicht ohne Klima-Rummel können und einfach nur Nachrichten zu verfolgen langweilig ist, haben wir einfach mal selber versucht im kleinen Stile die Welt zu retten.
Mit den tollen Materialien zur Einführung in die politischen Standpunkte verschiedener Parteien und dem Klima-Simulationsprogramm des MIT (Massachusett Institute of Technology) konnten wir in kurzer Zeit unsere eigene kleine Klimaverhandlung auf die Beine stellen.
Am Samstag den 6. Dezember trafen wir uns in den Räumen der Naturfreundejugend Bundesgeschäftsstelle in Berlin. Leider kamen weniger Leute als erhofft, aber doch genug, um alle sechs politischen Mitspieler – EU, USA, China, Indien, entwickelte Länder und Entwicklungsländer – zu besetzen. Mit den Einführungsworte, dass die Entscheidungen dieser Verhandlung die Zukunft der globalen Bevölkerung bestimmen, wurden die Teilnehmer in die richtige Stimmung versetzt, um mit rauchenden Köpfen über einer Strategie zu grübeln, die ihre nationalen Interessen vertritt und trotzdem eine bestmögliche Bekämpfung des Klimawandels und Reaktion auf seine Folgen darstellt.
Jedes Land musste entscheiden, in welchem Jahr seine Treibhausgasemissionen aufhören zu wachsen, wann sie anschließend fallen und um wie viel Prozent pro Jahr sie das tun. Außerdem musste beschlossen werden, welches Länder wie stark die Abholzung der Wälder bekämpft und die Aufforstung voran treibt. Ausschlaggebend für die Umsetzung aller Vorhaben ist natürlich das Geld, weshalb auch dieses bei uns eine große Rolle spielte. Die entwickelten Länder mussten angeben, wie viel Geld sie für den Green Climate Fonds, zur Unterstützung der ärmeren und stärker vom Klimawandel betroffenen Länder, bereitstelle. Die Entwicklungsländer sollten angeben, wie viel Geld sie brauchen werden.
Die Auswertung der Vorschläge war überraschend, denn bis 2100 wären wir mit unseren Klimazielen unter 3°C Erwärmung geblieben, was für ein erste Verhandlungsrunde kein schlechtes Ergebnis ist. Die notwendigen Maßnahmen schienen allen klar zu sein. Problematisch und lange diskutiert war allerdings die Finanzierungsfrage. Zwischen den 43 Mrd. US$, die die entwickelten Länder pro Jahr zu geben bereit waren, und den 230 Mrd. US$, die die Entwicklungsländer verlangten, bleibt ein groooooßes Loch, über das es zu verhandeln galt. Leider hatten wir zu wenig Zeit (erinnert sehr an die echte Klimaverhandlung), um die Diskussion über die Schulden der Vergangenheit und die Entwicklungsziele und ‑chancen der Zukunft zum Ende zu bringen (endlose Diskussion zur Gerechtigkeitsfrage — auch wie auf der echten COP). Aber wir konnten hier nun sehr gut merken, wo der Haken bei der ganzen Verhandlung liegt. Denn die Umsetzungsmöglichkeiten, heute noch unsere Welt vor einer Erwärmung um 2°C oder mehr zu schützen, scheinen greifbar nahe, aber das tatsächliche Handeln so weit weg. Aus der historischen Verantwortung will sich jeder raus ziehen und jedes Geschäft, dass heute Profit bringt ist wichtiger als eine Investition, die unsere Zukunft zum Besseren gestalten will.
Zum krönenden Abschluss gab es noch ein Skypegespräch mit Sönke Kreft von GermanWatch und anschließend mit unseren drei JBZE-Vertretern direkt aus Lima, die uns die aktuelle Situation und den Fortschritt der Verhandlung erläuterten.
Es war tatsächlich eine sehr gelungene Veranstaltung, um den „Geist der Klimaverhandlung“ auch bei uns ein bisschen aufleben zu lassen. Und die Simulation war so spannende, dass wir sie sicher noch mehrmals durchführen werden, denn sie kann bestimmt für einigen jungen Leuten die Komplexität der Klimaverhandlungen greifbarer machen.