Das deutsche Ministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) startete am 12. Mai eine breite Offensive, um die Energieeffizienz von Gebäuden in Deutschland zu steigern. Nach dem Motto “die sauberste und günstigste Energie ist die, die wir gar nicht erst verbrauchen” werden öffentliche Einrichtungen, private Verbraucher und Unternehmen dazu angeregt, in energiesparende und wärmeeffiziente Technologien zu investieren, um daraus ökonomische und ökologische Vorteile zu generieren. Dies soll in Deutschland zum Klimaschutz beitragen und die Ziele des Paris Abkommen 2015, insbesondere die neutrale Bilanz von Treibhausgasemissionen (THG), vorantreiben.
Wir halten es allerdings für irreführend, dass dafür Plakate wie dieses verwendet werden. Das BMWi vergleicht darauf die Vorteile von energieeffizientem Bauen und kostengünstigem Reisen und hebt dabei hervor, dass das Sparen von Heizkosten sinnvoll sei, das von Reisekosten jedoch nicht. Gleichzeitig suggeriert es damit, dass das Geld, das durch Energieeffizienz gespart wird, etwa in Reisekosten investiert werden kann. Dem BMWi scheint nicht aufgefallen zu sein, dass dies lediglich dazu führt, dass Emissionen aus dem Bausektor in den Flug- und Schiffsverkehr verschoben werden. Das führt jedoch den Zweck der Kampagne, nämlich den Klimaschutz, ad absurdum.
Leider hat sich diese Erkenntnis auch in den Paris Verhandlungen nicht durchgesetzt. Bisher wurden nämlich Schiffs- und Flugverkehr bei den Klimaverhandlungen unzureichend behandelt, obwohl sie aufgrund ihrer über die Jahre steigenden THG und der hohen pro-Kopf Emissionen eine signifikante Rolle in den Diskussionen spielen sollten (elephantsintheroom.eu/). Weiterhin fehlen realistische Einsparziele und spezifische Maßnahmen in diesen Bereichen, die das anvisierte Beschränken der Erderwärmung auf 1,5°C möglich machen würden. Daraus ergibt sich, dass weder der Schiffs- noch der Flugverkehrssektor finanziell für seinen klimaschädigenden Einfluss zur Kasse gebeten werden, sodass weiterhin absurd niedrigen Preise für Reisen per Flugzeug den Anreiz bei Konsument*innen schaffen, viel und günstig zu reisen.
Auch wenn Flug- und Schiffverkehr für die Weltwirtschaft eine entscheidende Rolle spielen, darf dessen Wachstum nicht zu Gunsten des Klimawandels und damit zu Lasten der verletzlichsten Staaten passieren. Deswegen muss sich Deutschland stärker dafür einsetzen, dass für Schiffs- und Flugverkehr genauso strenge und ambitionierte Einsparziele eingeführt werden, wie für andere Bereiche.
Es ist nicht sinnvoll, mit Werbekampagnen wie der hier kritisierten, die allgemeine Einstellung zu verbreiten, dass zwar Maßnahmen im Bereich des energieeffizienten Bauens möglich sind, im Bereich des Reisens jedoch nicht. Denn: Wer wirklich zum Klimaschutz beitragen möchte, sollte nicht nur Heizkosten einsparen, sondern auch das eigene Reiseverhalten anpassen!
Lennart Lagmöller, Julius Schlumberger
Foto unbearbetet: BMWi