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101 Klimaverhandlungen — Einstieg erleichtert

Zwis­chen­ver­hand­lun­gen oder auch Inter­s­es­sion­als  — sagt dir nicht so viel? Dann bist du hier richtig. Wir erle­ichtern dir den Ein­stieg in die wun­der­bare Welt der UN-Kli­maver­hand­lun­gen mit diesem 101 der Klimadiplomatie.

Wie wird was verhandelt?

An den Ver­hand­lun­gen sind 193 Län­der beteiligt. Da braucht es feste Struk­turen, damit die Kom­mu­nika­tion über­sichtlich und respek­tvoll bleibt. Außer­dem kom­men die Del­e­ga­tio­nen nicht mit leeren Hän­den her, sie brauchen eine Basis auf deren Grund­lage sie ver­han­deln kön­nen. Deshalb wer­den die Ver­hand­lun­gen vom UNFC­CC-Sekre­tari­at koor­diniert. Das Sekre­tari­at sam­melt auch Texte der Del­e­ga­tio­nen ein und schlägt Leute vor, die die Ver­hand­lungs­grund­la­gen ver­fassen. In den Ver­hand­lun­gen geht es dann oft um präzise For­mulierun­gen. Zu Anfang kommt es einem wie Wortk­lauberei vor, aber rechtlich kön­nen kleine Unter­schiede groß wer­den: Das Wort ‘should’ (soll­ten) drückt beispiel­sweise eine gerin­gere rechtliche Verbindlichkeit aus als das stärkere ‘shall’ (sollen).

Luja spricht im großen Plenum
Luja hält die YOUNGO Intervention

Im großen Plenum geben Del­e­ga­tio­nen und Beobachter*innen (wie wir), State­ments ab und zeigen damit ihre Posi­tion. Heute durfte Luja aus unser­er Del­e­ga­tion vor dem großen Plenum sprechen. Rund um die Ver­hand­lun­gen spielt sich aber noch viel mehr ab: Side Events, Koor­di­na­tion­str­e­f­fen und Tre­f­fen tech­nis­ch­er Experten. Heute fand etwa ein Tre­f­fen zum The­ma Zivilge­sellschaft und ihre Par­tizipa­tion in den Ver­hand­lun­gen statt; zum aktuellen Stand der Ver­hand­lun­gen und darum, was aus Sicht ver­schieden­er Stake­hold­er verbessert wer­den sollte. Par­tizipa­tion ist neben Trans­parenz und Kli­ma­fi­nanzierung eines der Haupt­the­men in dieser Intersessional.

Was können Jugendliche hier machen?

Jugendliche kom­men hier­her, um eine NGO, ihr Land oder ihre Hochschule zu repräsen­tieren. Viele von uns engagieren sich in auch in Arbeits­grup­pen des Jugend-NGO-Net­zw­erks YOUNGO (kreativ­er Name! young and NGO kombiniert).
Die Arbeits­grup­pen arbeit­en zu unter­schiedlichen The­men, wie Anpas­sung an den Kli­mawan­del, Bil­dung, Emis­sion­s­min­derung oder die Organ­i­sa­tion der näch­sten Kon­ferenz der Jugend (COY13). Die Arbeits­grup­pen sprechen mit Delegierten, um so Ein­fluss auf die Ver­hand­lun­gen auszuüben und organ­isieren Aktio­nen, um (medi­ale) Aufmerk­samkeit auf ein bes­timmtes The­ma zu lenken.
Viele Ver­anstal­tun­gen sind für Beobachter*innen wie uns offen. Deshalb kön­nen wir Ver­anstal­tun­gen besuchen, über die wir schreiben wollen, um bei einem The­ma “mitzu­mis­chen” oder ein­fach um mehr über ein The­ma zu ler­nen. Wenn man sich traut, ist es natür­lich auch möglich, auf dem Gang Delegierte anzus­prechen, die in densel­ben Kon­feren­zräu­men und Cafés sitzen wie wir.

Wer ist hier?

An der Kon­ferenz nehmen neben den offiziellen Län­derdel­e­ga­tio­nen und der inter­na­tionalen Presse zivilge­sellschaftliche Akteure wie NGOs, Unternehmen und Vertreter indi­gen­er Völk­er teil. Let­ztere wer­den im UNFC­CC-Kon­text als “Non Stake­hold­er Par­ties” bezeichnet.
Neben den Delegierten sind Mit­glieder der Zivilge­sellschaft wie wir dabei. Man nen­nt das hier “Non Stake­hold­er Par­ties”. Aus Deutsch­land sind das beispiel­sweise die NGOs Ger­man­watch und der NABU (eine unser­er Trägeror­gan­i­sa­tio­nen), aber natür­lich ist auch Presse aus ver­schiede­nen Län­dern anwesend.

Ein The­ma, welch­es bezüglich der “Non Stake­hold­er Par­ties” im let­zten Jahr beson­ders heiß disku­tiert wurde, ist der Inter­essenkon­flikt von Wirtschaftsvertreter*innen etwa aus der Indus­trie der fos­silen Brennstoffe. Beim Paris­er Klimagipfel 2015 wurde die Anwe­sen­heit der Erdöl- und Atom­konz­erne Exxon und Vat­ten­fall kri­tisiert (siehe Artikel von Malte und Anna bei The Chang­er). Die Haup­tar­gu­men­ta­tion: Ein­er­seits muss auch die Wirtschaft Teil der Lösung im Kampf gegen den Kli­mawan­del sein, ander­er­seits ist zu befürcht­en, dass diese Wirtschaftsvertreter*innen kein großes Inter­esse an einem ambi­tion­ierten Ergeb­nis der Ver­hand­lun­gen haben, son­dern vielmehr prof­i­to­ri­en­tiert eigene Ziele ver­fol­gen. Mehr dazu hier und hier.

Fun Facts

Das Essen bei UN-Kon­feren­zen ist so über­teuert, dass wir üblicher­weise die Kan­ti­nen und Cafés inner­halb des Kon­ferenzzen­trums mei­den, sodass es oft dazu kom­men kann, Jugend­delegierte zu sehen, die Piz­za während der Mit­tagspause durch den Sicher­heitss­can­ner “schmuggeln”. Immer­hin war beim Emp­fang alles Essen veg­e­tarisch, Hut ab!

Die Fotos auf den soge­nan­nten “Badges”, der Kon­feren­zausweis, sind unscharf und hochkon­trastiert, sodass alle rote Gesichter bekom­men. An der Farbe des Ausweis­es kann man auf den ersten Blick erken­nen, ob jemand ein­er Län­derdel­e­ga­tion ange­hört, oder zum Beispiel Vertreter*in der Zivilge­sellschaft ist (wir tra­gen son­niges gelb).

Jede*r der in die Ver­hand­lun­gen ein­steigt, kämpft sich erst­mal durch einen Akro­nym-Dschun­gel: SBI, SBSTA, COP, UNFCCC, CDM, NDC, APA… Da kann einem schon­mal der Kopf rauchen. Wie gut, dass wir mit unserem Glos­sar für ein wenig Klarheit gesorgt haben: …

Mikro­fone sind hier blaue, dick gepol­sterte Kisten, die ein­fach wie Rug­by­bälle durch die Sem­i­nar­räume gewor­fen wer­den, wenn jemand in der let­zten Rei­he etwas sagen möchte.

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