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Schwieriger als gedacht – Annas Erkenntnisse aus 40 Tagen #Klimafasten2018

Jedes Jahr fas­ten weltweit Mil­lio­nen Men­schen. Ob Alko­hol, Fleisch oder Süßigkeit­en – jed­er verzichtet ganz indi­vidu­ell auf seine größten Laster. In den let­zten Jahren hat sich außer­dem das soge­nan­nte Kli­mafas­ten entwick­elt. Dabei ver­sucht man 40 Tage lang, seinen ökol­o­gis­chen Fußab­druck zu reduzieren. Wer kli­mafastet, ernährt sich zum Beispiel veg­an oder veg­e­tarisch, ver­mei­det Plas­tik oder lässt das Auto in der Garage ste­hen. Auch in der Kli­madel­e­ga­tion haben sich dieses Jahr viele fürs Kli­mafas­ten entsch­ieden. Anna Bäuer­le hat mit uns darüber gesprochen.

Anna, du kli­mafastest in diesem Jahr zum ersten Mal – warum?

Ich wollte mir bewusst wer­den, wie nach­haltig oder eben nicht nach­haltig ich kon­sum­iere. Ger­ade wenn es im All­t­ag mal stres­sig ist, neigt man zu beque­mem Han­deln. Dann kauft man vielle­icht auch eher mal Tiefkühl-Gemüse im Super­markt statt Gemüse vom Markt – weil man dadurch nicht groß pla­nen muss, was man kocht oder wann man zum Markt geht, und weil das Kochen dann ein­fach auch schnell geht. Das will ich ändern. Ich möchte bewusster und nach­haltiger kon­sum­ieren, auch in stres­si­gen Alltagssituationen.

Worauf verzicht­est du beim Klimafasten?

Ich verzichte weit­ge­hend auf ver­pack­te Lebens­mit­tel, vor allem auf Plas­tik-Ver­pack­un­gen. Zudem habe ich mir vorgenom­men nur regionale und saisonale Lebens­mit­tel zu kon­sum­ieren und, wenn immer es geht, ÖPNV und Fahrrad zu fahren um auch meine Fort­be­we­gung möglichst kli­mafre­undlich zu gestalten.

Gemüse vom Markt wan­dert schnell in einen mit­ge­bracht­en Jute­beu­tel. Schwieriger ist es bei Reis und Bohnen.

Welche Schwierigkeit­en ergeben sich dabei, die du vielle­icht auch gar nicht erwartet hast?

Da gab es doch einige… Es ist gar nicht so ein­fach, Lebens­mit­tel unver­packt zu kaufen. Bei Gemüse und Obst geht es noch leicht, da kann man region­al und saison­al kaufen – in Ulm zum Beispiel am Sam­stag oder Mittwoch auf dem Markt. Aber was „trock­ene“ Lebens­mit­tel ange­ht, gestal­tet sich das mitunter wirk­lich schwierig. Lin­sen, Nudeln, Reis, Hirse, Hafer­flock­en, Gries… all das bekommt man fast nur abgepackt, und das meist auch noch in Plas­tik. Ich habe erst ein­mal gesucht, ob und wo man in Ulm und Umge­bung solche Lebens­mit­tel unver­packt kaufen kann – lei­der mit wenig Erfolg. Nur in einem kleinen Bio­su­per­markt in der Ulmer Innen­stadt, der Korn­müh­le, gibt es Nudeln und Stu­den­ten­fut­ter unverpackt.

So sieht ein Unver­packt Laden aus – hier in Kiel. {Foto © store­bukke­bruse on flickr.com)

Ich frage mich schon, warum es in Ulm, ein­er Stadt mit über 120.000 Ein­wohn­ern, noch keinen ver­pack­ungs­freien Super­markt gibt – eine Art „Unver­packt Super­markt“, der eben ohne Ein­wegver­pack­un­gen auskommt. Solche ver­pack­ungs­freien Super­märk­te bieten dann alle Waren „offen“ oder in wiederver­wend­baren (Pfand-)Behältern an. Die benötigte Menge kann man sich als Kunde dann selb­st abfüllen und kaufen. Das erfordert zwar etwas Pla­nung und Umstel­lungsaufwand, aber auch nur zu Beginn. Ich hab das schon ein­mal gemacht, als ich in Rot­ter­dam gelebt habe. Da habe ich direkt gegenüber von einem Super­markt gewohnt, der eine große Pro­duk­tauswahl ver­pack­ungs­frei ange­boten hat… Jeden­falls finde ich es schade, dass hier in Ulm kein­er der vorhan­de­nen kleinen Bio­su­per­märk­te eine größere Auswahl an „los­er Ware“ verkauft, seien es Lebens­mit­tel oder Haushaltswaren wie Seife oder Waschmit­tel. Und ich ver­ste­he auch nicht, warum nicht Bio­su­per­mark­tket­ten wie „Alnatu­ra“ oder „Denn’s“ hier die Ini­tia­tive ergreifen, und zumin­d­est eine Auswahl an Pro­duk­ten unver­packt anbietet.

Gelöst habe ich das Prob­lem der ver­pack­ten Trock­en­lebens­mit­tel schließlich indem ich viele der nor­maler­weise in Plas­tik ver­pack­ten Lebens­mit­tel erset­zt habe: Vor allem durch Back­waren, Kartof­feln, oder auch mal selb­st­gemachte Spät­zle, und durch in Papi­er eingepack­te Lebens­mit­tel, wie Hafer­flock­en, Gries oder Dinkelflock­en — alles von ein­er Getrei­demüh­le hier in der Region.

In welchen Bere­ichen warst du noch mit größeren oder schwierigeren Umstel­lun­gen konfrontiert?

Neben den Lebens­mit­teleinkäufen war für mich vor allem schwierig, bei Auswärt­ster­mi­nen während der Arbeit das Autos zurück­zu­lassen und den ÖPNV nutzen. Ger­ade an Mes­se­ta­gen sind an einem Tag häu­fig mehrere Ter­mine ohne großes Zeit­fen­ster dazwis­chen. Manch­mal muss man auch ein­fach zu Orten, die mit dem ÖPNV nicht so ein­fach und schnell zu erre­ichen sind, dass solch kleine Zeit­fen­ster einge­hal­ten wer­den kön­nte. Es ärg­ert mich, dass ich dann doch mit dem Auto fahren muss, aber ich sehe derzeit lei­der keine andere Möglichkeit. Zum Glück sind solche Tage aber eher eine Sel­tenheit und ich habe im Jahr nur 10 bis 14 davon.

Beim Ski­fahren die Natur erleben – ein Genuss. Auf Lif­tan­la­gen und Co. sollte man aber möglichst verzichten.

Was meine Freizeitak­tiv­itäten anbe­langt, muss ich auch noch schauen, wie ich hier nach­haltiger han­deln kann. Ich bin gerne in den Bergen, gehe wan­dern und fahre im Win­ter Ski. Lei­der ist vor allem Ski­fahren wirk­lich kein nach­haltiger Sport: Vor­bere­itung der Pis­ten, Abholzung von Bäu­men, Wasserver­brauch für Beschneiung, Errich­tung von Park­plätzen, Restau­rants, Lif­tan­la­gen (und deren immenser Stromver­brauch), sowie die dazuge­höri­gen Emis­sio­nen und Luftver­schmutzung durch Fahrzeuge zur Anreise ins Skige­bi­et – alles Punk­te, die dazu führen, dass Ski­fahren ein­er der umweltschädlich­sten Sportarten über­haupt ist. In der näch­sten Sai­son und in Zukun­ft will ich deshalb weniger „nor­mal alpin Ski­fahren“ – also mit dem Lift hoch, und ein­fach wieder run­ter­fahren – son­dern möchte Langlaufen ler­nen, mehr Schneeschuh­wan­dern und Ski­touren machen.

Was fällt dir leichter als gedacht? 

Schwierige Frage. Generell fällt es mir leichter als gedacht, meine Gewohn­heit­en umzustellen. Bes­timmt auch, weil ich mit Fre­un­den und Bekan­nten während dem Kli­mafas­ten immer wieder darüber gesprochen habe. Ein konkretes Beispiel habe ich aber lei­der nicht.

Schritt in Rich­tung Nach­haltigkeit – Kli­mafas­ten kann der Startschuss für einen nach­haltigeren Lebensstil sein.

Würdest du Kli­mafas­ten weit­erempfehlen? Was nimmst du daraus für dich per­sön­lich mit?

Ich würde Kli­mafas­ten defin­i­tiv weit­erempfehlen – nicht nur während der eigentlichen Fas­ten­zeit. Es tut gut, sich bewusst zu wer­den, was und wie viel man kon­sum­iert, und wie nach­haltig man sich im All­t­ag ver­hält. Das Zeit­fen­ster der Fas­ten­zeit ist dafür ide­al, ger­ade auch weil man Zeit hat sich neue Gewohn­heit­en anzu­trainieren und alte abzule­gen. Mit dem Kli­mafas­ten ist es ja eigentlich auch so wie mit allen Gewohn­heit­sum­stel­lun­gen: wenn man von einem Tag auf den anderen sein Ver­hal­ten umstellt, fühlt es sich wie har­ter Verzicht oder große Verän­derun­gen an. Wenn man aber schrit­tweise jeden Tag und/oder jede Woche eine kleine Verän­derung vorn­immt, zum Beispiel auf ein plas­tikver­pack­tes Lebens­mit­tel verzichtet und dieses durch ein nicht-ver­pack­tes erset­zt, wird daraus eine Nor­mal­ität, die gar nicht mehr auffällt.

Bist du näch­stes Jahr wieder dabei?

Klaro! Ich hoffe allerd­ings, dass ich bis dahin meinen nach­haltigeren Kon­sumentschei­dun­gen treu geblieben bin, und vielle­icht noch weit­ere bis dahin dazugekom­men sind. Wahrschein­lich mache ich aber dann mit anderen Vorsätzen, Verzicht­en oder Tat­en trotz­dem wieder während der Fas­ten­zeit mit.

Vie­len Dank für das Interview! 

Wenn ihr, lieber Leser*innen, mehr zum The­ma Kli­mafas­ten lesen möchtet, empfehlen wir euch diese Tipps zum Plas­tik­fas­ten und diese Über­sicht ver­pack­ungs­freier und ver­pack­ungsre­duziert­er Supermärkte.

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