Die beiden Möglichkeiten, zwischen denen sich die Verhandlungen bewegen, werden „Bottom-up“ und „Top-down“ genannt, was einerseits ein übergebauter Rahmen wäre, der dann für alle etwas vorgibt oder andererseits ein Abkommen, bei dem die Regeln quasi von unten kommen und jedes Land sagen kann, wie viel es machen möchte.
Für einen starken Vertrag würden wir, viele andere Gruppen und auch manche Länder sich vor allem ein starkes Top-Down-Prinzip wünschen. Denn nur so kann ein Emissionsbudget festgelegt werden, das für alle gilt, ambitioniert genug ist und was auch am Ende auch gerecht aufgeteilt wird. Wenn jedes Land seine eigenen Ziele festlegt, wird es wahrscheinlich eher darauf hinauslaufen, dass die Staaten auch nur so viel wie nötig und so wenig wie möglich machen.
Die sogenannten INDCs, die national angestrebten Klimaziele, würden also einen Bottom-Up-Mechanismus darstellen und sind bisher von 56 Staaten veröffentlicht, die insgesamt 62% der Emissionen verursachen. Diese werden bereits jetzt das Ziel unter 2°C Erwärmung zu bleiben weit verfehlen – wir bewegen uns stark auf 3°C zu, was zu extremen Auswirkungen auf unsere Umwelt und die Ökosysteme führen könnte. Warum wird dieser Bottom-Up-Mechanismus trotzdem eine wichtige Rolle spielen?
Viele Länder sind nicht oder nur wenig bereit, sich in die nationale Gesetzgebung reinreden zu lassen. Selbst die ambitionierten Länder möchten dies nur zu einem gewissen Grad, da es z.B. auch für demokratische Länder bedeuten würde, dass jemand anders als das eigene Volk (beziehungsweise gewählte Politiker) Werte festlegt. Es muss also eine Mischung gefunden werden, um so viel wie möglich zentral festzulegen (zum Beispiel über ein globales Budget) und zu überprüfen ohne Länder zu verschrecken. Dies wird noch eine der schwierigsten Hürden hier sein.
Text: René Kieselhorst
Fotos: Dorothea Epperlein