Dass die US-Wahlen ein entscheidender Faktor für den Verlauf der Klimakonferenz in Marrakesch sein würden, war bereits im Vorhinein klar. Man bereitete sich darauf vor, eine Präsidentin Clinton an ihre Wahlkampfversprechen und die Verpflichtungen im Rahmen des Pariser Abkommens zu erinnern. Wie viele Menschen in der Welt, hielt man das Szenario eines Präsidenten Trump für eher unwahrscheinlich.
Donald Trump ist bekannt für seine spontanen Aussagen und die Tendenz, sich später dann zu widersprechen. Dies und die Tatsache, dass er noch nie ein politisches Amt bekleidet hat, macht es schwer, Vorhersagen auf Grundlage seiner bisherigen Aussagen zu treffen und dennoch lässt sich in ihnen eine Tendenz zum Thema Klimaschutz erkennen, die bei vielen Verhandlern und Aktivisten Ernüchterung hervorruft.
In einem viel zitierten Tweet aus der Zeit vor seiner Präsidentschaftskandidatur äußerte der Republikaner seine Haltung zur globalen Erderwärmung: Diese sei eine Erfindung der Chinesen, um der amerikanischen Wirtschaft zu schaden.
The concept of global warming was created by and for the Chinese in order to make U.S. manufacturing non-competitive.
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) 6. November 2012
Auch später bekräftigte Trump, dass der Klimawandel ein teurer Schwindel sei, da es ja immer noch zu kalten Wetterextremen käme. Im Rahmen seiner Kampagne hielt er sich mit der Leugnung des Klimawandels zurück, kündigte aber auf seinen Wahlkampfreden nichtsdestotrotz an, sämtliche Klimaschutzausgaben der Regierung zu streichen. Im September lies Trump verlauten, dass er den vermeintlichen “Krieg gegen Kohle” beenden, und fossilen Energieträgern im Allgemeinen zu einem Aufschwung verhelfen werde.
Auch zur internationalen Klimapolitik hat Trump eine Meinung: Er möchte das Pariser Abkommen mindestens neu verhandeln oder stattdessen etwas gänzlich anderes tun. Was er damit meint, lässt er wie so häufig offen. Dafür erntete Trump damals sogar Kritik aus China.
Statt Clinton an ihre Klimaversprechen zu errinern, fordern Jugendliche auf der Klimakonefernz nun die Menschen auf, sich an diese Ziele zu errinern. Sie glauben nicht, dass Donald Trump dies ausreiched tun wird.
Welche dieser vielen Ankündigungen während seiner Präsidentschaft nun tatsächlich Realität werden, steht noch in den Sternen. Eine erste Möglichkeit für Trump, rechtlich vom Klimavertrag zurückzutreten, gibt es frühestens ein Jahr nachdem die USA unterzeichnet hat, also im Oktober 2017. Ob Donald Trump diesen symbolischen Schritt für nötig hält, ist schwer zu sagen; aber auch wenn die USA weiter Teil des Abkommens bleiben, ist zu bezweifeln, dass seine Regierung effektive Maßnahmen zum Klimaschutz für nötig halten wird.
Dies kann die Effektivität des Pariser Abkommens beeinflussen. Trotzdem ist dies ein Vertrag, den auch 196 andere Länder mit einem gemeinsamen Ziel unterschrieben haben.
Die Delegationen in Marrakesch werden sich jetzt Gedanken darüber machen müssen, wie die Umsetzung des Klimavertrags so weit wie möglich von Trumps Unberechenbarkeit abgeschirmt werden kann. Es muss weitergehen. Wir haben keine andere Wahl!
Während der Klimakonferenz in Marrakesch protestierten Jugenddelegierte gegen die Wahl von Trump. Wir haben sie gebeten über ihre Ängste zu sprechn und uns mittzuteilen warum sie trotzdem weitermachen.
Autor: Jan Sieveking