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Was der Weltfrauentag mit dem Klimawandel zu tun hat

Am 8. März ist Inter­na­tionaler Welt­frauen­tag. Als der Tag 1911 das erste Mal gefeiert wurde, stand die Forderung nach einem Frauen­wahlrecht im Mit­telpunkt. Auch wenn Frauen mit­tler­weile fast über­all auf der Welt ihre Stimme bei Wahlen abgeben dür­fen, ist der Tag auch im Jahr 2018 noch von großer Bedeutung.

Die Gle­ich­stel­lung der Geschlechter ist nach wie vor nicht erre­icht, das gilt für fast alle Bere­iche der Gesellschaft und auch für die Klimapoli­tik. Denn wie Men­schen vom Kli­mawan­del betrof­fen sind, hängt von ihrem Geschlecht ab – seine Kon­se­quen­zen sind nicht geschlechterneutral.

Gender und Klimawandel – wieso ist das wichtig?

Der Kli­mawan­del wird häu­fig als ein primär tech­nis­ches Phänomen betra­chtet, hat aber tat­säch­lich auch eine große soziale Kom­po­nente. Frauen und Män­ner sind auf sehr unter­schiedliche Weise vom Kli­mawan­del betrof­fen. Das liegt vor allem an beste­hen­den Machtver­hält­nis­sen und sozial zugeschriebe­nen Geschlechterrollen.

Oft geht es in der Debat­te um Gen­der und Kli­mawan­del um die Frauen im „Glob­alen Süden“. Das sind auch Län­der, die bere­its die Fol­gen des Kli­mawan­dels spüren, was die Sit­u­a­tion für Frauen, die an vie­len Stellen sowieso schon struk­turell benachteiligt sind, oft noch verschlechtert.

Asian Women’s March for Cli­mate Jus­tice in Bangkok 2009. © Flickr.com/Shubert Ciencia

Ein häu­fig genan­ntes Beispiel zur Verdeut­lichung der unter­schiedlichen Betrof­fen­heit ist der Tsuna­mi, der 2004 viele Län­der Südostasiens traf. In den Län­dern Sri Lan­ka, Indi­en und Indone­sien waren unter den Todes­opfern vier­mal so viele Frauen wie Män­ner. Mögliche Gründe dafür sind, dass die Frauen sich erst noch um ihre Kinder und andere Ange­hörige küm­mern woll­ten, viele Frauen in der Region nicht schwim­men kön­nen und zusät­zlich schwere behin­dernde Klei­dung tra­gen. Wenn man sich anschaut, wer durch den Kli­mawan­del betrof­fen ist, muss also auch immer der Kon­text mitgedacht wer­den. In ver­schiede­nen Län­dern mit unter­schiedlichen Kul­turen hat der Kli­mawan­del auch immer unter­schiedliche (gen­der­spez­i­fis­che) Auswirkun­gen auf die Men­schen. Ver­all­ge­meinerun­gen sind, wie immer, nicht zielführend.

Es sind aber nicht nur die Auswirk­lun­gen des Kli­mawan­dels, bei denen die Gen­derdi­men­sion eine Rolle spielt, son­dern auch seine Verur­sachung und wie Men­schen sich anpassen kön­nen. Frauen und Män­ner sind zum Beispiel für unter­schiedlich viel CO2 ver­ant­wortlich, was natür­lich keine biol­o­gis­che Tat­sache ist, son­dern wieder mit den zugrunde liegen­den Geschlechter­rollen zusam­men­hängt. In Schwe­den ver­brauchen Män­ner teil­weise dop­pelt so viel CO2 wie Frauen! Das liegt unter anderem an der Art der Fort­be­we­gung, aber auch an anderen Konsumentscheidungen.

Eine Demon­stran­tin wirbt für veg­ane Ernährung beim Lon­don­er Cli­mate March 2015. © Flickr.com/Alisdare Hickson

Auch Ansätze, wie dem Kli­mawan­del begeg­net wer­den soll, sind nicht gen­derneu­tral. Män­ner bevorzu­gen tech­nis­che Lösun­gen, während Frauen eher dazu bere­it sind, auch ihr eigenes Ver­hal­ten zu ändern. Diese Unter­schiede resul­tieren aus gen­der­spez­i­fis­chen Ver­hal­tensweisen, denen zufolge Män­ner sich häu­fig inten­siv­er mit Tech­nik auseinan­der­set­zen. Das wird oft­mals gesellschaftlich gefördert und kann zusät­zlich auch daran liegen, dass Män­ner durch­schnit­tlich mehr Geld zur Ver­fü­gung haben, um sich tech­nis­che Geräte leis­ten zu kön­nen und sich damit ver­traut zu machen.

Diese Beschrei­bung ist nicht abschließend und es gibt viele weit­ere Aspek­te des Kli­mawan­dels, bei denen es sich lohnt, einen Blick auf die Geschlechter­rollen zu wer­fen. Deut­lich wird in jedem Fall, dass Verur­sachung und Auswirkun­gen des Kli­mawan­dels nicht gen­derneu­tral sind und es deswe­gen auch wichtig ist, dass alle Geschlechter gle­icher­maßen in Entschei­dung­sprozesse einge­bun­den werden.

Der Gender Action Plan
Frauen soll­ten stärk­er in Entschei­dung­sprozesse einge­bun­den wer­den. Noch eine Demon­stran­tin beim Lon­don­er Cli­mate March 2015. © Flickr.com/Alisdare Hickson

Ein­er dieser Entschei­dung­sprozesse auf inter­na­tionaler Ebene sind die Kli­maver­hand­lun­gen – und hier ging es lange geschlechterblind zu. Während sich in anderen UN-Umweltschutz­abkom­men schon von Beginn an Gen­der­bezüge fan­den, ist davon im Kli­makon­ven­tion­s­text keine Rede. Somit war es auch ein langer Weg zum Gen­der Action Plan (GAP), der auf der COP23 in Bonn 2017 ver­ab­schiedet wurde. In den Jahren davor hat­ten sich die Mit­glied­staat­en, auch auf Druck von Gen­der- und Frauenor­gan­i­sa­tio­nen, dem The­ma immer wieder angenom­men, aber noch keine konkreten Maß­nah­men beschlossen. Der Aktion­s­plan legt nun fest, dass Gen­deraspek­te in die Umset­zung des Paris­er Kli­maschutz­abkom­mens einge­bun­den wer­den und Frauen und Män­ner inner­halb des UNFC­CC-Prozess­es gle­ich­berechtigt repräsen­tiert sein sollen. Entschei­dend ist natür­lich, dass der Aktion­s­plan auch umge­set­zt wird, denn er ist nicht völk­er­rechtlich bindend, son­dern als soft law eher eine Absichts­bekun­dung der Mitgliedstaaten.

Fazit

Frauen sind anders und stärk­er vom Kli­mawan­del betrof­fen als Män­ner und schlechter in Entschei­dung­sprozesse involviert. Trotz­dem wäre es fatal, Frauen grund­sät­zlich zum Opfer machen zu wollen. Frauen sind an vie­len Stellen Triebkraft für Verän­derun­gen und eigentlich sollte klar sein, dass eine wirk­same Klimapoli­tik nur möglich ist, wenn sie von allen Bevölkerungs­grup­pen entwick­elt und getra­gen wird. Das heißt dann selb­stver­ständlich auch, dass Men­schen aller Eth­nien, Klassen und eben Geschlechter ein­be­zo­gen wer­den müssen.

In der män­ner­fokussierten Gesellschaft in der wir leben und deren Annah­men sich natür­lich auch auf den Umgang mit dem Kli­mawan­del auswirken, ist es also immer noch wichtig, dass Frauen und auch Män­ner auf beste­hende Ungle­ichver­hält­nisse aufmerk­sam machen und sie bekämpfen. Am besten jeden Tag und beson­ders laut am 8. März.

 

Nora Schla­gen­werth (26) studiert in Berlin im Mas­ter Poli­tik­wis­senschaft und ist seit 2017 Mit­glied der Kli­madel­e­ga­tion. Beson­ders inter­essiert sie sich für Gen­der­fra­gen und Frauenrechte.

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